Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A335
DOI: 10.1055/s-0032-1323498

Methodische Vorgehensweisen beim Datenlinkage von Primär- und Sekundärdaten der Interventionsstudie AGil („Aktive Gesundheitsförderung im Alter“) und der Kohortenstudie lidA („leben in der Arbeit“)

D Thomas 1, S March 1, E Swart 1
  • 1Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie, Med. Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg

Hintergrund: AGil, eine Interventionsstudie mit Fokus auf die körperliche Aktivität, Ernährung und soziale Teilhabe, war eingebettet in das Modellprojekt zur Integrierten Versorgung „Gesundes Kinzigtal“. Die lidA-Studie, eine für Erwerbstätige repräsentative Kohortenstudie in Deutschland, untersucht Zusammenhänge von Arbeit, Alter und Gesundheit bei zwei Jahrgangskohorten (1959 und 1965) unter Nutzung drei verschiedener Datenquellen.

Material und Methoden: In beiden BMBF-geförderten Studien werden den primären Befragungsdaten sektorübergreifende Sekundärdaten (Prozessdaten der Inanspruchnahme) der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) zugespielt. Für die Zuspielung der individuellen Krankenkassendaten muss das schriftliche Einverständnis des Studienteilnehmers vorliegen. Bei der AGil-Studie wurde dies bei der Einschreibung ins IV-Programm eingeholt; bei der lidA-Studie am Ende der CAPI-Befragung. Vorgehensweise und Ergebnisse beim Datenlinkage beider Studien werden dargelegt.

Ergebnisse: Das Datenlinkage gelingt nicht bei allen Studienteilnehmern. Gründe hierfür sind u.a. fehlerhafte, unvollständige Krankenversicherungsnummern, geänderte Pseudonymisierungsschlüssel und nicht erteilte Einverständnisse. Bei der AGil-Studie werden lediglich GKV-Daten einer Krankenkasse zugespielt, bei der lidA-Studie ist eine Vielzahl von GKVen beteiligt. Bei der lidA-Studie konnten in 50% die Einverständnisse der Befragten einer Krankenkasse zugeordnet werden (103 Krankenkassen; ca. 71% aller GKVen). Die Realisierung des Datenlinkage erfolgt derzeit. Bei der AGil-Studie schlug die individuelle Datenzusammenführung bei 10% der Teilnehmer fehl.

Diskussion: Das Datenlinkage von Primär- und Sekundärdaten in epidemiologischen und Interventionsstudien bietet zahlreiche Chancen. Dessen Umsetzung und die Auswertung der zusammengeführten Daten werfen jedoch Probleme auf, die beim Studiendesign, der methodischen Vorgehensweise und der Interpretation der Ergebnisse beachtet werden müssen.

Literatur: March S, Rauch A, Thomas D, Bender S, Swart E. Datenschutzrechtliche Vorgehensweise bei der Verknüpfung von Primär- und Sekundärdaten in einer Kohortenstudie: die lidA-Studie. Das Gesundheitswesen (online first am 02.12.2011)

Swart E, Thomas D, March E, Salomon T, von dem Knesebeck O. Erfahrungen mit der Datenverknüpfung von Primär- und Sekundärdaten in einer Interventionsstudie. Das Gesundheitswesen 2011; 73: e126– e132 und 2011; 73: 860-861