Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A309
DOI: 10.1055/s-0032-1323472

Kodierqualität in der hausärztlichen Praxis – Analyse der Leistungsdaten der AOK PLUS – Die Diagnose Alter Myokardinfarkt

A Schramm 1, J Kugler 1, J Klewer 2
  • 1Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin; Gesundheitswissenschaften/Public Health, Dresden
  • 2Fakultät Gesundheits- und Pflegewissenschaften, Zwickau

Hintergrund: Die Kodierqualität ist für das Versichertenklassifikationsmodell des Morbi-RSA von zentraler Bedeutung, denn auf Grundlage der Diagnosen werden die Versichertengelder verteilt. Eine Anforderung an die Diagnosekodierung ist die vorrangige Verwendung eines gesicherten Diagnoseschlüssels gegenüber einem Z-Substitut. Ziel der Analyse war die Quantifizierung der Dokumentationspraxis eines zurückliegenden Myokardinfarktes.

Material und Methode: Die Auswertung wurde auf den Leistungsdaten der AOK PLUS (2,7 Mio. Versicherte) für die Jahre 2007 bis 2010 durchgeführt. Diese umfassten 350 Mio. Diagnosen, die von ca. 11 Tsd. Vertragsärzten in Sachsen und Thüringen dokumentiert wurden. Der akute Myokardinfarkt ist mit einer Diagnose I21.-G und der zurückliegende Myokardinfarkt mit I25.2-G zu verschlüsseln. Denkbar ist jedoch, dass statt der I25.2-G das Z-Substitut I21.-Z für den alten Myokardinfarkt verwendet wurde.

Ergebnisse: Die Diagnose I21.-Z wurde zu 80% von Hausärzten (Facharztgruppe: 01, 02 und 03) verschlüsselt. Im Jahr 2010 dokumentierten 4.370 Hausärzte diese Diagnosen für einen alten Myokardinfarkt. Der Anteil an falschen I21.- Diagnosen (mit Zusatzkennzeichen Z) war leicht rückläufig (2007: 75,7%, 2008: 75,6%, 2009: 75,2%, 2010: 74,4%), verbleibt jedoch auf einem hohen Niveau. Im Vergleich zu den richtigen Kodierungen (I25.2-G) wurden nur 43,2% der Diagnosen korrekt verwendet, um den alten Myokardinfarkt anzuzeigen.

Schlussfolgerung: Der zurückliegende Myokardinfarkt wurde in der Vergangenheit nicht einmal in der Hälfte der Fälle richtig kodiert. Stattdessen wurde die Diagnose I21.-Z verwendet. Vornehmlich betrifft dies die hausärztlichen Facharztgruppen. Im Morbi-RSA führt diese Verfahrensweise zu einer Unterrepräsentierung der Kosten eines zurückliegenden Myokardinfarktes und damit zu Fehlallokationen. Die Hausärzte sollten unter der Prämisse, dass die ambulante Kodierrichtilinie nicht eingeführt wurde zu dieser Thematik sensibilisiert werden.