Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A297
DOI: 10.1055/s-0032-1323460

Fachkräftemangel in Deutschland – Erwartungen von Chefärzten an die Arbeitsauffassung junger Mitarbeiter

K Schmidt 1, CE Schmidt 2, J Liebeneiner 3, JE Meyer 4
  • 1Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf und Halschirurgie, Köln
  • 2Kliniken der Stadt Köln, Köln
  • 3Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
  • 4ASKLEPIOS Klinik St. Georg, HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie, Hamburg

Hintergrund: Der Fachkräftemangel in Deutschland hat zu einem Wettbewerb zwischen Krankenhäusern geführt. Dabei ist die Rekrutierung junger Mitarbeiter von besonderer Bedeutung. Die Qualität der Ausbildung scheint der wichtigste Faktor für die Wahl einer Klinik zu sein, wobei die Eignung der Bewerber abnimmt. Für die Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde (HNO) liegen hierzu keine Ergebnisse vor. Methode: Es wurde ein Fragebogen nach anerkannten Richtlinien entwickelt, und an 160 Fachabteilungen für HNO per Email versendet. Gefragt wurde nach Größe und Ort der Abteilung sowie nach Anzahl der geeigneten bzw. ungeeigneten Bewerbungen. Ferner wurde nach heutiger und zukünftiger Verfügbarkeit von Mitarbeitern sowie den Anforderungen aus Sicht des Chefarztes gefragt. Ergebnisse: Die Rücklaufquote lag bei 34% (54 Fragebögen). Die Kliniken erhalten im Durchschnitt 20 Bewerbungen pro Jahr, wobei 36% der Bewerber ungeeignet sind. In den neuen Bundesländern bewerben sich mehr Ärzte als in den alten. Die Anzahl der ungeeigneten Bewerber unterscheidet sich jedoch zwischen diesen Bundesländern nicht. Universitätskliniken erhalten signifikant mehr Bewerbungen als andere Kliniken. Mit der Größe der Abteilung steigt die Anzahl und Qualität der Bewerber. Fast 60% der Befragten erwarten zukünftig eine schlechter werdende Bewerberlage. Dagegen sehen fast 40% der Befragten aus Kliniken mit mehr als 50 Betten eine besser bis gleichbleibende Situation. Chefärzte nennen als wichtigste Voraussetzung für Mitarbeiter das Engagement, eigenständiges Lernen und Teamfähigkeit. Schlussfolgerungen: Die Breite und Verbindlichkeit der Ausbildung sind ein wichtiger Wettbewerbsfaktor für die Rekrutierung junger Mitarbeiter. Hier haben große Abteilungen und Universitätsklinika Vorteile. Weiterhin sind strukturierte Ausbildungsprogramme entscheidend. Die Erwartungen der Chefärzte weichen in den Punkten Einsatzbereitschaft und eigenständiges Lernen von denen junger Mitarbeiter ab.

Literatur: 1. Ansorg J (2010) Nachwuchsmangel und Nachwuchsförderung in der Chirurgie. Eine der größten Herausforderungen des nächsten Jahrzehnts. Der Chirurg BDC 6:296–299

2. Blum K, Offermanns M (2009) Krankenhaus Barometer Umfrage 2009. Deutsches Krankenhaus Institut (DKI), Eigenverlag, Düsseldorf

3. Meyer JE, Wollenberg B, Schmidt CE (2008) Die strukturierte HNO-Facharztweiterbildung – ein zukunftsweisendes Prinzip. HNO 56:955-960

4. von Eiff W (2000) Personnel management in German hospitals. Leadership deficits hinder organization and staff engagement. HNO 48:773-776.