Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A235
DOI: 10.1055/s-0032-1323398

Trends in der akutstationären Schlaganfallversorgung in Deutschland 2005 bis 2010 – Eine Beobachtungsstudie mit Routinedaten

U Nimptsch 1, T Mansky 1
  • 1Technische Universität Berlin, Fachgebiet Strukturentwicklung und Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen, Berlin

Diese Arbeit untersucht die Versorgung von Schlaganfallpatienten in deutschen Akutkrankenhäusern anhand der vollständigen DRG-Abrechnungsdaten und betrachtet Kennzahlen der akutstationären Schlaganfallversorgung im Zeitverlauf.

Datengrundlage ist die DRG-Statistik der Forschungsdatenzentren der statistischen Ämter des Bundes und der Länder für die Jahre 2005 bis 2010. Diese enthält die fallbezogenen Abrechnungsdaten der Krankenhäuser, die nach dem DRG-System abrechnen. Einbezogen sind Behandlungsfälle mit Alter >19 mit den Hauptdiagnosen Hirninfarkt, intrazerebrale Blutung, Subarachnoidalblutung und nicht näher bezeichneter Schlaganfall. Aus anderen Akutkrankenhäusern zuverlegte Behandlungsfälle werden ausgeschlossen.

Standardisiert auf die Bevölkerungsstruktur 2005 wird ein Rückgang der Hospitalisierungsrate von 357 auf 336 Fälle pro 100.000 Einwohner im Jahr 2010 beobachtet. Die Rückgänge entfallen auf die höheren Altersgruppen. Bei den Männern sinken die Raten in den Altersgruppen ab 60 Jahren, bei den Frauen ab 70 Jahren. Im Jahr 2010 werden 52% der Schlaganfallpatienten im erstversorgenden Krankenhaus auf einer spezialisierten Schlaganfalleinheit behandelt, bei 9% der Patienten mit Hirninfarkt wird eine systemische Thrombolyse durchgeführt. Die Krankenhaussterblichkeit reduziert sich unabhängig von demografischen Veränderungen gegenüber dem Jahr 2005 um ca. 20%.

Viele der Kennzahlen deuten auf eine zunehmend gezieltere Versorgung des Schlaganfalls hin. Der Rückgang der Krankenhaussterblichkeit könnte damit im Zusammenhang stehen. Der Rückgang der Hospitalisierungsraten in den höheren Altersgruppen wurde für Deutschland bislang noch nicht berichtet, eine Auswirkung verbesserter Primär- und/oder Sekundärprävention bei älteren Menschen wäre denkbar. Die DRG-Daten können Erkenntnisse aus Registererhebungen oder Krankenkassendaten insbesondere im Hinblick auf bevölkerungsbezogene Aussagen ergänzen und zur Entwicklung neuer Fragestellungen beitragen.