Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A208
DOI: 10.1055/s-0032-1323371

Psychologische Erfolgskriterien eines zahnmedizinischen Präventionsprogramms für Kinder mit erhöhtem Kariesrisiko in verschiedenen Altersgruppen

J Margraf-Stiksrud 1, K Pieper 2
  • 1Fachbereich Psychologie der Philipps Universität Marburg, Marburg
  • 2Medizinisches Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten, Abteilung Kinderzahnheilkunde, Marburg

Die zahnmedizinische Gruppenprophylaxe in Schulen mit Zahnputztraining, Gesundheitserziehung und zahnärztlicher Untersuchung hat sich zur Reduzierung von Karies bewährt. Kinder mit erhöhtem Kariesrisiko benötigen jedoch mehr Betreuung, die mit der Marburger Selektiven Intensivprophylaxe durch häufigere Prophylaxeimpulse und Fluoridlackapplikation angeboten wird. Der Erfolg des Programms sollte sich bei den intensiv betreuten Kindern nicht nur in einer verbesserten Zahngesundheit zeigen, sondern auch in psychologischen Merkmalen, die durch die Maßnahmen angesprochen werden. Daher wurde das selbst berichtete Mundhygieneverhalten, Wissen zu Mundgesundheitsthemen und das Ausmaß der Zahnbehandlungsangst bei den teilnehmenden Kindern im Vergleich zu einer Kontrollregion ohne Intensivprophylaxe auf der Basis von matched pairs untersucht. 466 Erstklässler, 358 Viertklässler und 408 Sechstklässler füllten altersangepasste Fragebogen während einer Schulstunde aus. In keiner der Altersgruppen konnte ein höheres Wissen der intensiv betreuten Kinder gegenüber denjenigen verzeichnet werden, die die üblichen Prophylaxemaßnahmen erhalten hatten. Allerdings ergab sich ein besseres selbst berichtetes Gesundheitsverhalten bei den Viertklässlern (Eta2=0,036). Sowohl bei den Kindern der 4. Klassen als auch bei denen der 6. Klassen konnte ein niedrigeres Ausmaß an Zahnbehandlungsangst bestätigt werden (Eta2 4=0,028 Eta2 6=0,024). Regressionsanalysen belegen einen zwar geringen, aber signifikanten Vorhersagewert vor allem der Zahnbehandlungsangst für Zahngesundheit, gemessen am D3–6MFT-Index. Dies trifft in der 6.Klasse für die Kinder beider untersuchten Regionen zu. Die intensiveren Präventionsmaßnahmen mit Karies-Risikokindern führen offenbar nicht zu einem verbesserten Wissen der Kinder, senken aber das Ausmaß der Zahnbehandlungsangst. Deren Bedeutung für die Zahngesundheit belegt ihr Zusammenhang zum Zustand der Zähne (D3–6MFT-Index) in beiden untersuchten Regionen.

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