Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A198
DOI: 10.1055/s-0032-1323361

Ambulant oder stationär? – Erwartungen, Motivationen und subjektive Beweggründe für die Wahl des Rehabilitationssettings

M Löbner 1, M Luppa 2, A Konnopka 3, HH König 3, SG Riedel-Heller 4
  • 1Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Leipzig
  • 2Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Leipzig
  • 3Institut für Medizinische Soziologie, Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie, Hamburg
  • 4Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Leipzig

Hintergrund: Bandscheibenbedingte Erkrankungen sind weit verbreitet und häufig Ursache für akute und chronische Rückenschmerzen in der Allgemeinbevölkerung. Präsentiert werden Ergebnisse einer von der DRV Bund geförderten Längsschnittstudie zu subjektiven Gründen, Erwartungen und Motivationen bei der Wahl des Reha-Settings in der Mitteldeutschen Bandscheibenkohorte. Methoden: 534 Patienten wurden im Akutkrankenhaus ca. 3,6 Tage nach der Bandscheiben-OP in Form von Face-to-Face Interviews befragt. Ein telefonisches Follow-up fand drei Monate später mit 486 Patienten statt (Dropout-Rate: 9%). Reha-bezogene Erwartungen und Motivationen wurden mittels FREM–17 (Deck et al., 1998) und PAREMO–20 (Nübling et al., 2006) erhoben. Die subjektiven Gründe für die Wahl eines Reha-Settings (ambulant vs. stationär) wurden qualitativ erhoben und induktiv kategorisiert. Ergebnisse: Stationäre AHB-Patienten zeigen signifikant höhere reha-bezogene Erwartungen an die Bereiche Erholung/Wohlbefinden, Gesundheitsverbesserung, Krankheitsbewältigung sowie Rente/Beruf. Zudem zeigte sich eine signifikant höhere Reha-Motivation in den Bereichen Seelischer Leidensdruck sowie Körperliche Einschränkungen bei stationären AHB-Patienten. Die drei häufigsten Gründe für die Präferenz einer stationären Reha waren weniger Aufwand/Stress (40,8%), Entspannung/ Erholung (37,6%) sowie eine höhere Intensität der Betreuung/ Behandlung (36,0%). Die drei häufigsten Gründe für die Präferenz einer ambulanten Reha waren Familiäre Gründe (45,1%), es zu bevorzugen in der gewohnten Umgebung zu sein (35,9%) sowie die gute Lage/Erreichbarkeit der Rehaklinik (16,3%). Schlussfolgerungen: Ein stärkeres Augenmerk im Akutkrankenhaus auf die reha-bezogenen Erwartungen und Motivationen bandscheibenoperierter Patienten und eine damit einhergehende passgenauere Empfehlung für ein spezifisches Reha-Setting könnte den Reha-Erfolg sowie die berufliche Wiedereingliederung nachhaltig verbessern helfen.

Literatur: Deck R, Zimmermann M, Kohlmann T, Raspe H (1998) Rehabilitationsbezogene Erwartungen und Motivation bei Patienten mit unspezifischen Rückenschmerzen Entwicklung eines standardisierten Fragebogens. Rehabilitation 37: 140-146.

Nübling R, Kriz D, Herwig J, Wirtz M, Fuchs S, Hafen K, Töns N, Bengel J (2006) Patientenfragebogen zur Erfassung der Reha-Motivation (PAREMO-20). Kurzmanual.

Theodoridis T, Krämer J, Wiese M (2006) Bandscheibenbedingte Erkrankungen. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1: 495-520.