Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A189
DOI: 10.1055/s-0032-1323352

Analyse des Antibiotikaeintrages in das Abwasser im urbanen Raum

G Kühne 1, V Mühlbauer 2, S Schubert 2, W Kirch 2
  • 1Forschungsverbund Public Health Sachsen, Dresden, Deutschland
  • 2Institut für Klinische Pharmakologie, TU Dresden, Dresden

Hintergrund: Der weitverbreitete Einsatz und die teils unsachgemäße Anwendung von Antibiotika führen zum Auftreten von Resistenzen und dem Wirkungsverlust der Arzneimittel. Der Eintrag in das Abwasser ist durch das Ausscheiden von Antibiotikarückständen unvermeidbar. Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass ein nicht unerheblicher Teil der verordneten Medikamente direkt ins Abwasser gelangt. Bislang liegen nur unzureichende Erkenntnisse vor, welchen Einfluss der Eintrag von Antibiotika auf die Entstehung weiterer Resistenzen hat. Auf Basis einer Sekundärdatenanalyse und der Korrelation mit aktuellen Umweltparametern werden geeignete Strategien, Monitoring und Frühwarnsysteme entwickelt. Fragestellung: Wie gestalteten sich die Antibiotikaverordnungen in der Stadt Dresden zwischen 2005 und 2010 bei gesetzlich Versicherten? Welche Unterschiede bestehen zwischen dem ambulanten und stationären Bereich? Wie spiegeln sich die Antibiotikaverordnungen an ausgewählten Probenahmepunkten im Abwasser wider? Methoden: Auf der Grundlage der AOK Diagnose- und Verordnungsdaten sowie der Verabreichungsdaten der Klinikapotheken erfolgt die datengetriebene Ermittlung der Antibiotikaeinträge im ambulanten und stationären Bereich. Mit rund 51% der gesetzlich Versicherten steht durch die AOK Daten eine umfangreiche Datengrundlage zur Verfügung. In der Analyse werden ausgewählte Antibiotika berücksichtigt. Die Betrachtung der Verordnungshäufigkeiten erfolgt auf Monats- und Stadtteilebene. Vorläufige Ergebnisse: Zu den am häufigsten verordneten Antibiotika zählen Clarithromycin (Makrolide), Ciprofloxacin (Fluorchinolone) sowie Doxycyclin (Tetracycline). Die Verordnungshäufigkeiten variieren im betrachteten Zeitraum auf Stadtteilebene. Mit Hilfe der LC-Massenspektrometrie konnten verschiedene Substanzen im Abwasser nachgewiesen werden. In Prozessanalysen sollen mögliche Prediktorvariablen für den Antibiotikaeintrag ermittelt und für den Aufbau eines Frühwarnsystems genutzt werden.

Literatur: Kullak-Ublick G, Siepmann T, Kirch W (Hrsg.). Arzneimitteltherapie (2012): 1. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Kirch W (ed.). Encyclopedia of Public Health (2008): 1. Auflage. Springer Science + Media, New York

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Das Projekt ANTI-Resist (02WRS1272A) wird im Rahmen der BMBF Initiative RISKWA gefördert. Die Projektlaufzeit liegt zwischen 01.10.2011 und 30.09.2014.