Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A170
DOI: 10.1055/s-0032-1323333

Effekte des Rauchverbots in öffentlichen Einrichtungen auf das Rauchverhalten, die Rauchexposition und die Geburtsergebnisse von Schwangeren

W Kirschner 1
  • 1Charité Universitätsmedizin, Berlin

Nachdem im Juni 2003 die 192 Mitgliedstaaten der WHO die erste Anti-Tabak-Konvention zum weltweiten Kampf gegen das Rauchen verabschiedet haben, ist es in den letzten Jahren in vielen Ländern zu einer Verschärfung der Anti-Tabak Politik gekommen, in der Werbeverbote und Steuererhöhungen durch Rauchverbote flankiert werden, die auch das Problem des Passivrauchens verringern sollen. In Deutschland wurden entsprechende Rauchverbote, die zwischen August 2007 (Baden-Württemberg) und Juli 2008 (Thüringen) in Kraft getreten sind. Über die mit Rauchverboten verbundenen gesundheitlichen Effekte gibt es zwischenzeitlich eine Vielzahl von Studien. Sie zeigen recht übereinstimmend, dass sich die Inzidenzen von kardiovaskulären Ereignissen (Herzinfarkt, Angina pectoris, Schlaganfall) und Atemwegserkrankungen, (Asthma, chronisch-obstruktive Lungenerkrankungen, Lungenentzündung, Bronchitis) deutlich verringerten. [1]Rauchen ist nicht nur ein erheblicher Risikofaktor für die genannten chronischen Erkrankungen, vielmehr auch ein Risikofaktor für negative Geburtsergebnisse wie Frühgeburt und geringes Geburtsgewicht. Auch Passivrauchen gilt als Risikofaktor. ist (s.u.). Über die Effekte der Rauchverbote auf die Inzidenz der Frühgeburt bzw. des zu geringen Geburtsgewichts sind uns zwei Publikationen aus Schottland und Irland bekannt. [2],[3]Unser Beitrag wird zunächst die Ergebnisse der genannten Studien zusammenfassen und kritisch kommentieren. Im Anschluss daran wird untersucht, welche Effekte die Rauchverbote in Deutschland auf das Rauchverhalten und die Rauchexposition und die Geburtsergebnisse von Schwangeren haben. Mangels anderer geeigneter Daten wird hier zunächst auf die BabyCare-Daten zurückgegriffen. Die Entwicklung der Frühgeburten und des Geburtsgewichts wird auf der Basis der Bundesauswertungen der Perinataldaten von 2002 bis 2010 analysiert. Bei einem dramtischen Rückgang des Passivrauchens ist keine Veränderung der Frühgeburtenrate sichtbar.

Literatur: [1] Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V.: Rauchverbote schützen vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen - Ergebnisse systematischer Studien, Reviews und Meta-Analysen, o.O., 2010.

[2]Mackay, D.F. et al.: Impact of Scotland’s Smoke-Free Legislation on Pregnancy Complications: Retrospective Cohort Study, PLoS Medicine | www.plosmedicine.org 1 March 2012 | Volume 9 | Issue 3 | e1001175

[3] Kabir, Z. et al. (2009) Low birthweight and preterm rates 1 year before and after the Irish workplace smoking ban. BJOG 116: 1782–1787