Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A143
DOI: 10.1055/s-0032-1323306

Niedrigschwellige Betreuungsangebote für Familien mit Demenz (NisA-Dem) – Erste Ergebnisse einer laufenden Mixed Methods Studie

I Hochgraeber 1, B Holle 1
  • 1Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE), Witten

Hintergrund: Im Rahmen der Versorgung von Menschen mit Demenz (MmD) und der hiermit im Zusammenhang stehenden Forschung rückt zunehmend auch die Belastung von pflegenden Angehörigen in den Fokus. Niedrigschwellige Betreuungsangebote sind eine Möglichkeit MmD stundenweise in Gruppen oder einzeln zu Hause zu betreuen. Wissenschaftliche Studien, die diese Versorgungsangebote unter Berücksichtigung der verschiedenen Perspektiven (Träger, Koordinatoren, ehrenamtliche Helfer, pflegende Angehörige, MmD) in den Blick nehmen, fehlen bislang. Ziel dieser Studie ist es, Einschätzungen der unterschiedlichen Gruppen zu dem Angebot systematisch zu erfassen, fördernde und hemmende Umsetzungsfaktoren zu identifizieren und Empfehlungen zur Umsetzung abzuleiten. Methoden: Um eine umfassende Analyse der Situation zu ermöglichen, werden qualitative und quantitative Methoden kombiniert. Hierfür werden in zwei Landkreisen die beteiligten Gruppen mittels Fragebögen und in Form von Interviews und Gruppendiskussionen befragt. Die Auswertung der Fragebögen erfolgt deskriptiv. Die Interviews und Gruppendiskussionen werden anhand der dokumentarischen Methode nach Bohnsack (2010) analysiert, anschließend die Ergebnisse beider Studienteile trianguliert. Ergebnisse: Erste Ergebnisse deuten daraufhin, dass es unterschiedliche Sichtweisen auf die Zielsetzung solcher Angebote in den Gruppen gibt. So stehen z.B. aus Sicht der ehrenamtlichen Helfer und Angehörigen die Bedürfnisse der MmD im Vordergrund, während Träger und Koordinatoren v.a. die Entlastung der Angehörigen als wichtige Zielsetzung bezeichnen. Diskussion: Die bisherigen quantitativen Ergebnisse deuten auf Unterschiede in den Sichtweisen hin, die im qualitativen Teil vertieft untersucht werden. Diese Studie untersucht erstmalig niedrigschwellige Betreuungsangebote und deren Umsetzung unter Einbezug aller beteiligten Personengruppen und leistet damit einen Beitrag zur deren Weiterentwicklung.

Literatur:

Bohnsack R. (2010) Rekonstruktive Sozialforschung. Einführung in qualitative Methoden. (8. Aufl.) Verlag Barbara Budrich, Opladen & Farmington Hills.