Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A115
DOI: 10.1055/s-0032-1323278

Gesundheitsförderung und Prävention im Medizinstudium – Eine Studie zu Reduktionsmöglichkeiten von Angst, Depression und Burnout während der Facharztausbildung und dem Medizinstudium (aus ExpertInnensicht)

G Hamader 1, E Nöhammer 2
  • 1UMIT - Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik - Studienzentrale Wien, Wien, Österreich
  • 2UMIT - Department of Public Health & HTA, Wien, Österreich

Im Rahmen verschiedener Studien (Angerer et al. 2008; Buddeberg-Fischer et al. 2009; Nienhaus et al. 2008) konnten sowohl im Vergleich zur Normalbevölkerung als auch zu anderen Berufsgruppen bei ÄrztInnen erhöhte Angst-, Depressions und Burnout–Werte nachgewiesen werden. Dabei sind insbesondere junge, noch in der Facharztausbildung (FA-Ausbildung) stehende ÄrztInnen gefährdet (Buddeberg-Fischer et al. 2009; Stiller und Kulka 2007). Die Eruierung möglicher Ursachen, deren Bekämpfung sowie Vorbeugung ist von großer Bedeutung für den gesamten Berufsstand sowie die Gesamtbevölkerung, deren Gesundheitsversorgung mit von gut arbeitsfähigen ÄrztInnen abhängt.

Der Fokus der vorliegenden Untersuchung liegt darauf, die Risiken für am Beginn ihrer Karriere stehende ÄrztInnen aus mehreren Perspektiven (MedizinstudentInnen und ÄrztInnen in der FA-Ausbildung) zu analysieren und darauf aufbauend Ansatzpunkte für Prävention zu formulieren. Da es dazu kaum Untersuchungen im deutschsprachigen Raum gibt, erfolgte in einem ersten Schritt eine qualitative Befragung von vier FachexpertInnen aus den Bereichen Karriereentwicklung, Arbeitsmedizin und Arbeitspsychologie zur Eruierung von Gründen und ersten Ansatzpunkten.

Als Hauptursachen für Angst/Depression und Burnout wurden von den ExpertInnen eine zu theoretische Ausbildung, institutionelle Rahmenbedingungen, Arbeitsgestaltungsaspekte bzw. Arbeitsbedingungen sowie Persönlichkeitsfaktoren (insbesondere geringer Sense of Coherence (SOC)) genannt. Hinsichtlich Vorbeugung zeichnet sich aus den ExpertInneninterviews ab, dass während des Studiums die Entwicklung eines balancierten Lern- und Lebensstils (SOC, Work-Life-Balance) sowie einer realistischen Berufserwartung gefördert werden muss, während in der FA-Ausbildung auf persönliche Weiterentwicklung mit Karrieregesprächen, Mentoring, Trainings- und Beratungsprogrammen gearbeitet werden sollte.

Literatur: Angerer P, Petru R, Nowak D, Weigl M: Arbeitsbedingungen und Depression bei Ärzten. Dtsch Med Wochenschr 2008; 133: 26-29.

Buddeberg – Fischer B, Stamm M, Buddeberg C, Klaghofer R: Angst und Depression bei jungen Ärztinnen und Ärzten – Ergebnisse einer Schweizer Longitudinalstudie. Z Psychosom Med Psychother 2009; 55: 37-50.

Nienhaus K, Hagemann W, Kraus Th: Diagnostik zu arbeitsbedingtem Stress und Stressfolgen bei Ärzten. Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed 2008; 43: 273-276.

Stiller J, Kulka K: Ärztlicher Nachwuchs: Ernüchternder Berufseinstieg. Dtsch Ärztebl 2007; 104: 530-532.