Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A97
DOI: 10.1055/s-0032-1323260

Behandlungseffekte in der medizinischen Rehabilitation von Patienten mit chronisch-ischämischer Herzkrankheit

L Gramm 1, E Schmidt 1, E Farin-Glattacker 1
  • 1Abteilung Qualitätsmanagement und Sozialmedizin, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg

Hintergrund: International gibt es Belege für den Nutzen intensiver multidisziplinärer ambulanter Rehabilitationsmaßnahmen bei kardiologischen Patienten [1]. Eine Überlegenheit der in Deutschland stationär erbrachten Leistungen konnte bislang nicht gezeigt werden [2] Hier soll analysiert werden, welche Behandlungseffekte die medizinische Rehabilitation bei Patienten mit chronisch-ischämischer Herzkrankheit (CIH) erzielt und ob es Unterschiede zwischen ambulanter und stationärer Rehabilitation gibt. Die Daten stammen aus dem Projekt „Patient-Behandler-Kommunikation bei chronischen Kranken“ (gefördert vom BMBF).

Methodik: 298 CIH-Patienten aus je 3 stationären und ambulanten Rehaeinrichtungen wurden bei Beginn, Ende und 6 Monate nach der Reha befragt. Outcomeinstrumente waren der SF–12, der MacNew und der SAQ. Für einen fairen Vergleich der stationären und ambulanten Behandlung, wurden die Ergebnisse regressionsanalytisch für folgendes adjustiert: Eingangsbelastung, soziodemografische, psychologische Variablen und die Krankheitsdauer. Die berichteten Effektstärken (ES) sind standardized effect sizes.

Ergebnisse: Zum Zeitpunkt Reha-Ende liegen die ES in der Gesamtstichprobe im Bereich geringer bis mittlerer Effekte (0,17–0,68). Alle Effekte zu diesem Zeitpunkt sind signifikant. Beim adjustierten Vergleich von ambulanter und stationärer Behandlung zeigen sich keine signifikanten Unterschiede. Dies bildet sich auch in den nicht-adjustierten ES ab. Zum Katamnesezeitpunkt liegen insgesamt signifikante Verbesserungen vor. Die ES betragen 0,30–1,07. Auch zu diesem Zeitpunkt unterscheiden sich die Effekte, die in der ambulanten Reha erreicht wurden, nicht signifikant von den Effekten der stationären Behandlung.

Diskussion: Die Ergebnisse liefern Hinweise auf eine Wirksamkeit der Reha bei den von uns untersuchten CIH-Patienten, dabei scheinen ambulante und stationäre Einrichtungen vergleichbar hohe Effekte zu erzielen. Eine Limitation ist das Fehlen einer Kontrollgruppe.

Literatur: 1. Clark AM, Hartling L, Vandermeer B, McAlister FA. Meta-Analysis: Secondary Prevention Programs for Patients with Coronary Artery Disease. Annals of Internal Medicine. 2005;143(9):659–72.

2. Mittag O, Schramm S, Bohmen S, Huppe A, Meyer T, Raspe H. Medium-term effects of cardiac rehabilitation in Germany: systematic review and meta-analysis of results from national and international trials. European Journal of Cardiovascular Prevention & Rehabilitation. 2011 Feb 14;18(4):587–693.