Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A45
DOI: 10.1055/s-0032-1323208

Die Aufklärungsinitiative „Verrückt? Na und!“: Ergebnisse der Evaluation

S Corrieri 1, I Conrad 1, D Heider 1, SG Riedel-Heller 1
  • 1Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Leipzig

Hintergrund:

Ziel ist die Evaluation der Aufklärungsinitiative (AI) „Verrückt? Na und!“ des Vereins Irrsinnig Menschlich. Materialien und Aktivitäten zur Wissensvermittlung und das Kennenlernen von „Experten in eigener Sache“ sollen Heranwachsende, Eltern, Lehrer und Multiplikatoren für das Thema seelische Gesundheit sensibilisieren und Stigmatisierung abbauen.

Daten und Methoden:

Schüler der 7. und 9. (Mittelschule) bzw. 10. (Gymnasium) Klassen wurden zu drei Zeitpunkten schriftlich zum Wunsch nach sozialer Distanz zu psychisch Kranken (SD) und ihrem Hilfesuchverhalten in psychischen Krisen (HSV) befragt. Weiter wurden Fokusgruppen zur Wirkung von Info-Pocket-Guides (IPG) durchgeführt. Außerdem wurden Multiplikatoren in sechs Projektstädten zu drei Zeitpunkten schriftlich nach ihren Erfahrungen zur AI befragt.

Ergebnisse:

Jungen zeigten mehr Vorurteile gegenüber psychisch Kranken als Mädchen, die ihrerseits mehr Empathie im HSV vorwiesen. Dasselbe gilt für Mittelschulen im Vergleich mit Gymnasien. Bereits das informieren über psychische Krankheiten senkte den Wunsch nach SD und Vorurteile signifikant. Auch wurde eine positive Entwicklung im HSV abgebildet. Jemanden zu kennen, der psychisch erkrankt ist, birgt eine noch deutlichere Senkung von Vorurteilen. Die Fokusgruppen zeigten, dass die IPG eine akzeptierte Informationsquelle für SchülerInnen darstellen. Die Befragung der Multiplikatoren stimmt trotz personeller und finanzieller Ressourcenknappheit positiv, da der Ausbau des Angebots die Zufriedenheit der Beteiligten widerspiegelt.

Schlussfolgerungen:

Die Evaluation zeigt ein positives Bild. Die Einbettung der Materialien in einen Gesamtkontext aus Wissensvermittlung und der Forcierung persönlichen Kontakts erscheint unter Berücksichtigung geschlechts- und schultypspezifischer Voraussetzungen und dem Grad der bereits erfolgten Sensibilisierung besonders erfolgversprechend. Eine überregionale Implementierbarkeit der AI scheint möglich.