Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A42
DOI: 10.1055/s-0032-1323205

Prävention des chronischen Rückenschmerzes in der stationären Altenpflege – Interaktion von Arbeitsbelastung und Kompetenzen der Emotionsregulierung

G Buruck 1, N Schrod 1, I Horvath 1, K Jungbauer 1
  • 1Technische Universität Dresden, Fakultät Mathematik/Naturwissenschaften, Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie

Hintergrund:

Der Bedarf an Pflegepersonal nimmt mit dem demografischen Wandel stetig zu. Gleichzeitig wird die Qualität in der stationären Altenpflege häufig beklagt. Die hohen Krankenstände und Frühberentungen lassen ein hohes Maß an Fehlbeanspruchungen erkennen (Hacker, 2009). Chronischer unspezifischer Rückenschmerz stellt vor diesem Hintergrund eine häufige Erkrankung dar. Ziel der vorliegenden Studie war es, den Prozess der Entstehung arbeitsbezogenen Rückenschmerzes sowie die Rolle der emotionalen Erschöpfung und Emotionsregulierung zu betrachten. Basierend auf dem Ansatz einer kombinierten Betrachtung von körperlichen und psychischen Fehlbelastungen stellt die„Cinderella“-Hypothese (Hägg, 1991, Melin & Lundberg, 1997) einen guten Bezugsrahmen zwischen den körperlichen und psychosozialen Einflussfaktoren des chronischen unspezifischen Rückenschmerzes dar.

Methoden:

Es wurden 300 Pflegekräfte der stationären Altenpflege aus Sachsen hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen arbeitsbezogenen Fehlbelastungen, Emotionsregulierungskompetenzen, emotionaler Erschöpfung und chronischem Rückenschmerz untersucht. Zum Einsatz kamen Arbeitsanalysen (Debitz, Mühlpfort, Buruck et al. 2010), Arztgespräche sowie Fragebögen.

Ergebnisse:

Die ersten Ergebnisse der Baseline-Messung des Projektes (insgesamt vier Messzeitpunkte mit Interventionen) unterstützen die Annahme einer moderierenden Wirkung der Kompetenzen der Emotionsregulierung, wie z.B. Akzeptanz von negativen Gefühlen oder Selbstunterstützung. Weiterhin konnte nachgewiesen werden, dass emotionale Erschöpfung als Mediator einen vollständigen vermittelnden Einfluss auf Arbeitsmerkmale (Arbeitsbelastung, Handlungsspielraum, soziale Unterstützung, Werteerleben) und chronischen Rückenschmerz bei Beschäftigten in der Altenpflege ausübt.

Schlussfolgerung:

Die Ergebnisse unterstützen die Dringlichkeit einer Kombination aus verhaltens- und verhältnisorientierten Intervention zur Prävention des chronischen Rückenschmerzes.

Literatur: Debitz, U., Mühlpfort, S., Buruck, G., Muzykorska, E. & Lübbert, U. (2010). Der Leitfaden zum Screening Gesundes Arbeiten (SGA). (Hrsg.) Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) 2. Auflage. Berlin

Hacker, W. (2009). Arbeitsgegenstand Mensch: Psychologie dialogisch-interaktiver Erwerbsarbeit. Ein Lehrbuch. Lengerich: Pabst.

Hägg, G.M. (1991). Static work and myalgia – a new explanation model. In P.A. An-dersson, D.J. Hobart, & J.V. Danoff (Eds.). Electromyog kinesiol (pp. 115-119). Amsterdam: Elsevier Science.

Melin, B. & Lundberg, U. (1997). A biopsychosocial approach to work-stress and musculoskeletal disorder. Journal of Psychophysiology, 11, 238-247.