Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A16
DOI: 10.1055/s-0032-1323179

Prospektive multizentrische Studie zur Evaluation der Lebensqualität von Kindern vor kieferorthopädischer Behandlung in Abhängigkeit von der KIG-Einstufung

CH Baulig 1, A Weigelt 2, S Zakenhofer 2, F Krummenauer 1
  • 1Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie der Universität Witten/Herdecke, Witten
  • 2Donau-Universität Krems, Krems, Österreich

Im Rahmen der vorliegenden prospektiven multizentrischen Studie wurden im Zeitraum von 01/2012 bis 03/2012 172 Patienten (m=87, w=85, medianes Alter 12 Jahre) in fünf kieferorthopädischen Fachpraxen, die zur Erstberatung vorstellig wurden, hinsichtlich ihrer mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität (MQL) befragt. Die Befragung erfolgte bei 11 bis 14-jährigen Kindern, freiwillig und anonymisiert auf der Basis des Child Perception Questionnaire (CPQ)11–141. Anschließend wurde der kieferorthopädische Behandlungsbedarfsgrad durch eine klinische Untersuchung erhoben und entsprechend den in Deutschland zur Kostenübernahme der GKV eingeführten kieferorthopädischen Indikationsgruppen (KIG 1–5) kategorisiert.

Insgesamt hatten 46% (n=79) der Befragten eine KIG-Einstufung von 1 und 2 (KN=keine Kostenübernahme der GKV zur KFO-Behandlung) und 54% (n=93) eine Einstufung von KIG größer 3 (KJ=Kostenübernahme). Der CPQ-Summenwert (maximaler Summenwert 140=stark beeinträchtigte MQL) lag bei der KN-Gruppe im Median bei 10 (Min 0, Max 55), bei der KJ-Gruppe bei 11 (Min 0, Max 48). Dabei zeigt sich kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen KN und KJ (p=0,238). Ebenso zeigte sich kein statistisch signifikanter Unterschied hinsichtlich der Summenwerte nach Geschlecht (p=0,245). Die Betrachtung der größten KIG-Einstufungsgruppe „D“ (=distal, n=95, davon 65% KN und 35% KJ) ergab für KN einen medianen CPQ-Summenwert von 9 (Min 0, Max. 47) bzw. für KJ von 10 (Min 0, Max 45). Auch hier zeigte sich kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen (p=0,368).

Die Ergebnisse zeigen keinen Zusammenhang zwischen der subjektiven Einschätzung der MQL von 11 bis 14-Jährigen und den objektiv bestehenden klinischen Befunden bzw. dem kieferorthopädischen Behandlungsbedarfsgrad (KIG). Die Aussagekraft der MQL ist daher zur Entscheidungsfindung hinsichlichtlich einer notwendigen KFO-Therapie bzw. Behandlungsbedürftigkeit deutlich limitiert.

Literatur:

1. Bekes, K; John, MT; Schaller, HG; Hirsch. The German version of the child perceptions questionnaire on oral health-related quality of life (CPQ-G11-14). J Orofac Orthop 2011; 72: 223-233.