Zusammenfassung
Vitamin D3 weist eine Vielzahl von möglichen präventiven Effekten bezogen auf
verschiedene Erkrankungen auf. Calcitriol, die biologisch aktive Form des
Vitamin D3, beeinflusst nicht nur den Knochenstoffwechsel, sondern wirkt auch
auf die Reninsekretion in den Nieren, die Insulinproduktion in den Beta-Zellen
des Pankreas, Wachstum und Vermehrung von glatten Muskelzellen und
Herzmuskelzellen sowie auf die Funktion von Lymphozyten und Makrophagen. Obwohl
der menschliche Körper unter dem Einfluss von UV-B-Strahlung Vitamin D3 selbst
bilden kann, herrscht bei einem großen Teil der Bevölkerung Deutschlands ein
Vitamin-D-Mangel.
Zahlreiche Studien beschäftigten sich in den letzten Jahren mit der Assoziation
zwischen einem Vitamin-D-Mangel und diversen Erkrankungen. Es wird vermutet,
dass bereits milde Formen eines Vitamin-D-Mangels das Risiko für
Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder den Diabetes mellitus erhöhen. Außerdem wurde
ein Zusammenhang mit Tumorerkrankungen wie Pankreas- oder kolorektalen
Karzinomen beobachtet. Dieser wird auf die Einflüsse des Vitamin D auf die
Zelldifferenzierung, Angiogenese, DNA-Reparaturmechanismen sowie die
Transkription von zahlreichen Genen zurückgeführt.
Darüber hinaus werden Effekte eines Vitamin-D-Mangels auf Erkrankungen wie Morbus
Parkinson, Multiple Sklerose oder Autoimmunerkrankungen diskutiert. Das
Evidenzniveau all dieser Beobachtungen ist allerdings bislang niedrig. Es fehlen
hierzu bestätigende randomisierte und kontrollierte Studien.
In Anbetracht der verschiedenen möglichen präventiven Effekte des Vitamin D kann
eine maßvolle Sonnenlichtexposition zur Steigerung der körpereigenen
Vitamin-D-Synthese empfohlen werden. Bei klaren Hinweisen für einen
Vitamin-D-Mangel wird eine kontrollierte Supplementation von Vitamin D als
sinnvoll erachtet. Eine unkritische hochdosierte Substitution mit Vitamin D ist
aufgrund des Risikos einer Hypercalcämie jedoch zu vermeiden.
Abstract
Vitamin D3 shows a multitude of possible preventive effects in various diseases.
Calcitriol, the biologically active form of vitamin D3, affects not only bone
metabolism but also acts on the renal renin secretion, the pancreatic insulin
production in the beta cells, growth and proliferation of smooth and cardiac
muscle cells and the function of lymphocytes and macrophages. Although the human
body can synthesise vitamin D3 itself, vitamin D deficiency is common in the
German population.
Numerous trials studied the association between vitamin D deficiency and
different diseases. It is known that even mild forms of vitamin D deficiency
increase the risk for cardiovascular diseases or diabetes mellitus. Furthermore,
an association with cancer such as pancreatic or colorectal cancer was observed.
This is attributed to the influence of vitamin D on cell differentiation,
angiogenesis, DNA repair mechanisms and the transcription of numerous genes.
In addition, effects of vitamin D deficiency in diseases such as Parkinson's
disease, multiple sclerosis and autoimmune diseases are discussed. However, up
to now the level of evidence of all these observations is low. There are missing
confirmatory randomized controlled trials.
Noting the possible preventive effects of vitamin D, a moderate exposure to
sunlight to increase vitamin D synthesis can be recommended. Even a controlled
supplementation of vitamin D in patients with vitamin D deficiency is considered
as reasonable. However, an uncritical substitution of high-dose vitamin D should
be avoided because of the risk of hypercalcaemia.
Schlüsselwörter
Vitamin-D-Mangel - Prävention - Karzinome - Diabetes - Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- neurologische Erkrankungen - Immunsystem - Supplementierung
Keywords
vitamin D deficiency - prevention - cancer - diabetes - cardiovascular diseases -
neurological diseases - immunsystem - supplementation