Dtsch Med Wochenschr 1912; 38(37): 1730-1733
DOI: 10.1055/s-0029-1189799
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die Behandlung der Wehenschwäche, mit besonderer Berücksichtigung der Hypophysenextraktpräparate als Wehenmittel1)

H. Fries - Assistenzarzt
  • Aus der Universitäts-Frauenklinik in Greifswald. (Direktor: Prof. Kroemer.)
1) Nach einem Vortrag im Medizinischen Verein in Greifswald am 12. Juli 1912.
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Publikationsdatum:
22. Juni 2009 (online)

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Zusammenfassung

1. Die Hypophysenextraktpräparate stellen ein durchaus zuverlässiges und ungefährliches Wehenmittel dar, das in der Eröffnungs- und Austreibungsperiode in allen den Fällen gute Dienste leisten wird, wo kein erhebliches Geburtshindernis und keine Indikation zur augenblicklichen Entbindung besteht.

2. In der Nachgeburtsperiode ist die Wirkung unsicher und wird bei weitem durch die auch bisher bewährten Secalepräparate übertroffen.

3. Die Einleitung und Erledigung von Fehl- und Frühgeburten gelingt nicht, oder wenigstens nur unter Zuhilfenahme der auch bisher schon angewandten Entbindungsmethoden.

4. Die Einleitung und Durchführung der Spontangeburt am normalen Schwangerschaftsende gelingt umso besser, je näher sie dem eigentlichen Geburtstermin vorgenommen wird, bedingt aber meist gegenüber dem normalen Verlauf eine beträchtliche Verlängerung der Geburtszeit.

5. Die Präparate wirken nicht toxisch und kombinieren sich mit Herzmitteln, Morphium und Secalepräparaten, ohne deren Wirkung zu beeinträchtigen. Sie werden schmerzlos vertragen und machen keine lokalen Reaktionen.

6. Die Anwendung der Hypophysenextraktpräparate und ihre Einführung in die allgemeine Praxis erscheint um so wünschenswerter, als durch sie eine ganze Reihe durchaus nicht gleichgültiger operativer Entbindungsmaßnahmen und vor allem die Ausführung von sogenannten Luxuszangen erheblich eingeschränkt werden kann.

7. Die Hypophysenextrakte haben sich uns auch nach gynäkologischen Eingriffen als Tonicum bewährt, ihre Wirkung auf den Harnapparat ist leider inkonstant.