Dtsch Med Wochenschr 1908; 34(22): 975
DOI: 10.1055/s-0029-1186568
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© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Zur Saug- und Schröpfbehandlung

C. Pototzky (Tegel-Berlin)
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Publication Date:
11 August 2009 (online)

Zur Stauungsbehandlung

Zusammenfassung

In No. 15 dieser Wochenschrift spricht. G. Herzfeld in der Notiz zur “Stauungsbehandlung” über die Form der Schröpfköpfe, wie sie zur Zeit des Aulus Cornelius Celsus üblich gewesen war. Die gleiche Ait von Schröpfköpfen ist merkwürdigerweise in großen Distrikten des südlichen und mittleren Afrikas verbreitet, wie es soeben Wohlgemuth von den Ovambos (vgl. No. 10 dieser Wochenschrift) berichtet hat. So haben auch die Bewohner der Loangoküste Schröpfköpfe, die besonders auffallende Aehnlichkeit mit den von Celsus beschriebenen haben. Sie bestehen aus Antilopenhörnern, die oben an der Spitze eine feine Oeffnung besitzen. Gerade wie bei Celsus wird auch hier nach dem Saugen die Oeffnung mit Wachs geschlossen, und der Schröpfkopf haftet nun fest. Also sogar da zum Schließen der Oeffnung verwendete Material ist das gleiche wie bei Celsus. Auch Wissmann und Wolf erwähnen aus dem Kuango-Kassai Gebiet ganz ähnliche Schröpfköpfe.

Das Bassarivolk in Togo benutzt Sehröpfköpfe in Gestalt von Kuhhörnern, deren Oeffnung gleichfalls nach dem Ansaugen mit Wachs, von wilden Bienen gewonnen, oder mit Baumwolle geschlossen wird. Ebensolche “Schröpfhörner” kennen die Haussa, Kaffern, Basuto und Suaheli.

Auch diese Fälle bestätigen die interessante Beobachtung, nach der ein- und derselbe Brauch gänzlich unabhängig bei weit auseinander wohnenden Völkerschaften auftauchen kann. Damit wird das Gebiet der von Bastian und André als “Völkergedanke” bezeichneten Tatsachen betreten.

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