Dtsch Med Wochenschr 1928; 54(45): 1880-1881
DOI: 10.1055/s-0028-1165735
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Vorteile und Nachteile der Nirvanolbehandlung bei Chorea minor

L. Keller
  • Aus dem Kinderkrankenhaus Karlsruhe. (Direktor: Prof. F. Lust.)
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Publication Date:
18 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Auch aus unsern Fällen läßt sich eine Bestätigung der schon mehrfach vertretenen Ansicht folgern: das Nirvanol ist ein durchaus wirksames, die Krankheitsdauer erheblich abkürzendes, aber kein gefahrloses Arzneimittel in der Chorea minor-Behandlung. Es erfordert genaueste Dosierung und fortlaufende ärztliche Ueberwachung, sodaß seine Anwendung für die Regel nur bei klinischer Behandlung zu empfehlen ist. Ein voller Erfolg tritt nur dann ein, wenn eine genügend große Einzeldosis, in der Regel 0,3 pro die, gegeben wird. Von praktisch größter Wichtigkeit ist die Beachtung der Regel, bei den ersten Anzeichen der Nirvanolkrankheit das Mittel sofort auszusetzen. Im besonderen lehrt der Fall E. L., daß bei vagotonischen Kindern eine erhöhte Aufmerksamkeit erforderlich und jede Möglichkeit eines sensibilisierenden Reizes (Sonnenlicht!) fernzuhalten ist. Um die gefährlichen Schwankungen im Säurebasenhaushalt, die die schweren anaphylaktischen Erscheinungen hervorrufen, auszuschalten und einen azidotisch gerichteten Stoffwechsel herzustellen, wäre die Beeinflussung durch entsprechende Säurediät (Salmiak, Salzsäuremilch nach Scheer usw.) zu erwägen. Doch sind darüber noch weitere Untersuchungen erforderlich.

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