Dtsch Med Wochenschr 1908; 34(1): 11-13
DOI: 10.1055/s-0028-1143451
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber die Wirkungsweise von Yoghurt-Kuren und ihre Indikationen bei Magen-Darmerkrankungen

C. Wegele - Spezialarzt für Magenkrankheiten in Bad Königsborn (Westfalen)
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Publication Date:
11 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Die Yoghurt-Milch und die übrigen Lactobacilline-Präparate eignen sich zur Behandlung schwerer akuter Darmstörungen mit Zersetzungsvorgängen, besonders der tropischen Dysenterie, vielleicht auch des Typhus; ferner zur Behandlung der mit verminderter oder fehlender Saftabscheidung einhergehenden Magenkrankheiten und den damit in Zusammenhang stehenden Darmstörungen; bei allen mit Darmfäulnis einhergehenden Erkrankungen des Darms, seien sie primärer oder sekundärer Natur für akute und schwere Fälle kommt zuerst die Milchsäurereinkultur der Nährbouillon in Betracht; in chronischen Fällen mit Ernährungsstörungen ist die Yoghurt-Milch vorzuziehen und lange Zeit fortzugebrauchen; die Pulver in Tablettenform ist als Ersatzmittel (auf Reisen) oder zur Nachkur nach längerem Gebrauch der Sauermilch geeignet, in der Wirkung aber schwächer als die genannten Präparate. Da die einwandfreie Herstellung des Yoghurt nicht ganz leicht ist, so wird sich seine Anwendung zunächst hauptsächlich auf Krankenhäuser und Kliniken beschränken, wo nicht (wie in einigen Großstädten) die Bereitung geschäftsmäßig erfolgt, womit keineswegs gesagt sein soll, daß die private Herstellung nicht durchführbar wäre[6)].

Auf die Frage, ob es, wie Metschnikoff hofft, möglich sei, durch fortwährenden Yoghurtgebrauch die schädlichen Stoffwechselprodukte den Darm unschädlich zu machen und ihren deletären Einfluß auf den Körper so zu verhindern, daß ein vorzeitiges Altern vorgebeugt werde, kann hier nicht eingegangen werden.

Die Beobachtung, welche Sir Herm. Weber („Die Verhütung des frühen Alters”, Leipzig 1905) mitteilt, wonach gemäß der Volkszählung von 1891 in England und Wales 9533 Personen über 90 und 146 Personen sogar über 100 Jahre alt waren, ohne jemals Yoghurt getrunken zu haben, beweist, daß bei der Verlängerung des menschlichen Lebens über das gewöhnliche Maß sehr verschiedene innere und äußere Faktoren mitspielen, von denen die Schädigung durch Stoffwechselprodukte nur einen einzigen abgeben kann.

1 Mit Hilfe der oben erwähnten Apparate ist die häusliche Herstellung nach einigen mißglückten Versuchen mehreren Patienten schließlich ganz geglückt.

1 Mit Hilfe der oben erwähnten Apparate ist die häusliche Herstellung nach einigen mißglückten Versuchen mehreren Patienten schließlich ganz geglückt.

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