Dtsch Med Wochenschr 1933; 59(38): 1453-1458
DOI: 10.1055/s-0028-1141606
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Über „Lymphatismus” als aliterimmune Konstitution

Fritz Munk in Berlin
  • Aus der Inneren Abteilung des Martin Luther-Krankenhauses in Berlin-Grunewald
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Publikationsdatum:
06. Mai 2009 (online)

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Zusammenfassung

1. Der Begriff des „Status lymphaticus” als Konstitutionsanomalie ist in seinem ursprünglichen Sinne weder anatomisch noch klinisch ausreichend begründet, ebensowenig die Bartelsche Modifikation des „Habitus hypoplasticus”.

2. Die Bezeichnung „Lymphatismus” kann mit Berechtigung als Kennzeichnung eines konstitutionell eigenartigen Verhaltens gegenüber Infekten gelten, weil bei dieser „aliterimmunen Konstitution” die Lymphgebilde eine besondere maßgebende Rolle spielen.

3. Diese in der Kindheit sich am deutlichsten im Lymphgebiet des Rachens zeigende Konstitutionsanomalie („Skrofulose”) besteht beim Erwachsenen weiter und ist durch den röntgenologischen Einblick in die Verhältnisse der Bronchialdrüsen und Lymphgänge in der Lunge objektiv feststellbar: Schatten verkalkter Drüsen, starke „Lungenzeichnung” usw.

4. Der mitbestimmende lymphatische Faktor macht sich bei verschiedenen Infektionsgattungen in verschiedener Weise geltend: Bei schweren akuten Infektionskrankheiten (besonders beim Scharlach) kann das Lymphsystem völlig versagen; bei leichten Infekten (besonders der Luftwege) besteht eine stärkere Empfänglichkeit und eine lange Dauer des Infektznstandes; bei chronisch verlaufenden Infekten (Tuberkulose der Luftwege) bedingt die Beschränkung auf die Lymphgebilde und eine damit einhergehende Neigung zu Bindegewebsneubildung einen regionären immunisatorischen Schutz und damit einen gutartigen Verlauf der Tuberkuloseinfektion der Lunge während des ganzen Lebens.

5. Die aliterimmune Reaktionsweise ist nicht an einen bestimmten Konstitutionstyp gebunden.