Dtsch Med Wochenschr 1919; 45(33): 901-903
DOI: 10.1055/s-0028-1137941
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Experimentelle Versuche zur Therapie der Gasödemerkrankung mit Vuzin

F. Klose
  • Aus der Hygienisch-bakteriologischen Abteilung des Medizinischen Untersuchungsamtes bei der Kaiser Wilhelms-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen in Berlin
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
16. Juli 2009 (online)

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Zusammenfassung

  1. Vuzin in Form von 1- bzw. 2%igem Vuzinalkohol tötet Mykoides- und Milzbrandsporen nicht ab. Es ist deshalb zur Sterilisierung oder sterilen Aufbewahrung von chirurgischem Nahtmaterial, z. B. Katgut nicht zu verwenden.

  2. Die von Morgenroth und Bieling festgestellte keimtötende Wirkung des Vuzins in der Verdünnung 1 : 10000 auf die Sporen von Gasödembazillen konnte von uns für unsere Stämme selbst für die Verdünnung 1 : 100 nicht bestätigt werden. Die Sporen der geprüften Gasödembazillenstämme wurden selbst nach dreitägiger Einwirkung des Vuzins nicht abgetötet.

  3. Die von Bieling beobachtete neutralisierende Wirkung des Vuzins auf Gasödembazillengifte konnte von uns für die in Bouillonkulturen gebildeten spezifischen Toxine der Gasödembazillen nicht nachgewiesen werden. Vuzin in der Verdünnung 1 : 500 zeigte im Tierversuch keinerlei Einwirkung auf diese.

  4. Vuzin, getrennt von der Kultur, prophylaktisch und therapeutisch auf Meerschweinchen gespritzt, zeigte keine Beeinflussung der spezifischen Erkrankung an Gasödem.

  5. Trotzdem verdient das Vuzin wegen seiner desinfizierenden Wirkung in die die Körperzellen nicht schädigenden Konzentrationen auf die vegetativen Formen der Gasödembazillen, wie sie vorwiegend in den peripherischen Teilen des Krankheitsprozesses angetroffen werden, in der Form der Tiefenantisepsis zur Unterstützung der spezifischen Serumtherapie bei der Bekämpfung der Gasödemerkrankung mitherangezogen zu werden, wenn man sich dabei darüber klar ist, daß die Möglichkeit eines Fortschreitens und Wiederaufflackerns des spezifischen Krankheitsprozesses durch Auskeimung der vom Vuzin nicht abgetöteten Sporen jederzeit gegeben ist und daß deshalb die Vuzinbehandlung eine spezifische Serumbehandlung nicht ersetzen, sondern nur unterstützen kann.