Dtsch Med Wochenschr 1919; 45(25): 678-680
DOI: 10.1055/s-0028-1137816
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Herzbefunde bei Leuchtgasvergifteten

Ein Beitrag zur Lehre von der Organdisposition des Herzens: 1. Klinischer TeilHermann Zondek
  • Aus der I. Med. Universitätsklinik der Charité in Berlin. (Direktor: Geheimrat His.)
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Publication Date:
16 July 2009 (online)

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Zusammenfassung

Bei Leuchtgasvergifteten findet sich ein konstanter Symptomenkomplex an Herz- und Gefäßsystem. Er äußert sich

  1. in starker etwa eine Woche anhaltender Senkung des Blutdrucks,

  2. in anfänglicher Tachykardie, die am dritten oder vierten Tage einer Pulsverlangsamung Platz macht. Unregelmäßigkeiten der Schlagfolge im Sinne von Extrasystolie oder stärkerer respiratorischer Arhythmie werden beobachtet.

  3. in akut einsetzender Dilatation des Herzens, die sehr verschiedene Grade erreichen kann. Bei muskelkräftigen, funktionell voll leistungsfähigen Herzen beschränkt sich der Vorgang auf tonogene Erweiterung; bei funktionell weniger leistungsfähigem Herzmuskel tritt infolge verminderter Kontraktionsstärke und Abnahme der elastischen Fähigkeit eine myogene Dilatation hinzu. Sie ist meist am dritten oder vierten Tage nach der Vergiftung verschwunden, stellte sich aber in einem Falle erst am dritten Tage als sogenannte Spätdilatation ein. So ist der Grad der Herzvergrößerung als Prüfstein für die Leistungsfähigkeit und Organdisposition des Herzens anzusehen.