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DOI: 10.1055/s-0028-1135604
Ungewöhnlich ausgedehnte Sympathicusbeteiligung bei Klumpkescher Lähmung infolge von Lues cerebrospinalis
Publication History
Publication Date:
11 August 2009 (online)
Zusammenfassung
Es handelt sich um ein luetisch infiziertes und ungenügend vorbehandeltes Individuum, dessen Krankheit sich innerhalb von 3 Monaten unter geringen Parästhesien in den Extremitäten entwickelt hat. Bei Eintritt in die Behandlung bestehen: Augenmuskelparesen, entrundete Pupillen, Blasen-Mastdarmstörungen, untere Plexuslähmung rechts mit Intentionstremor in der rechten Hand, Lähmung des rechten Halssympathicus, geringe Spasmen im linken Arm und rechten Bein, erhebliche Spasmen und Babinskischer Reflex im linken Bein, fleckweiser Ausfall des Unterscheidungsvermögens für spitz·stumpf, Analgesie fast am ganzen Körper. Nach energischer antiluetischer Behandlung bleiben bestehen: untere Plexuslähmung mit Intentionstremor und Sympathicuslähmung auf der rechten Seite, deutlicher Spasmus im linken Bein, geringer Spasmus im linken Arm. Alle übrigen Erscheinungen haben sich zurückgebildet.
Es liegt nahe, die neben den Spasmen als einzige Ausfallserscheinung zurückbleibende Lähmung des Sympathicus und des unteren Plexus der rechten Seite auf einen Herd in Höhe des 7. und 8. Cervical- und des 1. Dorsalsegmentes zurückzuführen. Doch zwingt die Beteiligung der vasomotoris ehen und sekretorischen Funktion des Sympathicus zur Annahme eines umfangreicheren Territoriums, als es der Klumpkeschen Lähmung entsprechen würde. Ob die Affektion auf den Hals-sympathicus übergegriffen hat, ob die Rami communicantes höherer Cervicalsegmente oder diese selbst in Mitleidenschaft gezogen sind, läßt sich mangels eines autoptischen Befundes ebenso wenig beantworten wie die Frage, ob die Plexuslähmung radiculären oder medullären Ursprungs ist.
Für die luetische Natur der Affektion sprachen in unserem Falle: die Anamnese, die bei Beginn der Behandlung entrundeten Pupillen, der Erfolg der antiluetischen Kur. Wenn dieser auch nur ein beschränkter war, so trat er doch rasch ein, und der anschließende stationäre Zustand läßt sich als Ausdruck nicht restituierbarer Defekte im Nervengewebe zwanglos deuten.
Der Intentionstremor im Verein mit den spastischen Erscheinungen ließ auch an multiple Sklerose denken; doch erscheint gegenüber den zuerst angeführten Momenten dieses vereinzelte Symptom nicht als ausreichend, diese Diagnose zu begründen.
Die endgültige Entscheidung ist freilich auch hier erst von dem weiteren Verlauf zu erwarten.
