Zusammenfassung
Da alle theoretischen Grundlagen zur Zeit noch dunkel sind, geht es noch nicht an,
sich auf ein einzelnes Mittel allein zu verlassen. Bei der Kombinationskur ist es
nicht nötig, allzuviel von jedem Präparat zu geben, besonders wenn man die seelische
und körperliche Diätetik nicht außerahtläßt. Bei Xifalmilch empfehle ich intervalläre
„paarweise Injektionen”. Die humorale Wirkung der Xifalmilch ist vorläufig noch schwach,
das Präparat noch verbesserungsfähig. Trotzdem möchte ich einstweilen nicht darauf
verzichten. Ich sehe in der kombinierten Behandlung indessen nicht das Ideal, aber
die derzeit notwendige Behandlung, sofern man gegen die genuine Epilepsie einigermaßen
therapeutisch wirken will.
Aussichten: Da kein Raum für ausführliche Krankengeschichten in diesem Rahmen ist
und diese später an anderer Stelle veröffentlicht werden sollen, will ich nur erwähnen,
daß, wenn man die Diagnose auf genuine Epilepsie richtig stellt und ähnliche Zustände
durch diagnostische Erfahrung streng auszuscheiden imstande ist, eine eigentliche
Heilung durch Behandlung, wie etwa eine Heilung einer Infektionskrankheit, vorderhand
noch nicht sicher festgestellt werden kann. Indessen habe ich doch nicht wenige Fälle
gesehen, wo früher reichliche Anfälle ganz ausblieben und der Eindruck vollständiger
Heilung erweckt wurde. Ich habe auch kaum einen Fall gesehen, in dem man nicht wenigstens
zeitweise, und zwar oft recht lange, mit der geschilderten Behandlungsart einen günstigen
Einfluß ausüben konnte, sodaß der Patient Erleichterung (Abnahme der Zahl und Schwere
der Anfälle) empfand. Im Mittel wird man immerhin eine erhebliche und den Kranken
erleichternde therapeutische Wirkung erreichen können, wenn man die bis jetzt vorhandenen
Mittel individuell und nach den Gesichtspunkten anwendet, die ich in diesen Zeilen
hervorheben wollte.
Die genuine Epilepsie ist beeinflußbar: eigentlich ist es jeder Fall, wenn auch vorderhand
nur symptomatisch, und nicht, wie es das Ideal wäre, kausal. Indessen ist zu hoffen,
daß eine kausale Therapie auf dem Wege ist. Ich will für diesmal mit der Andeutung
schließen, daß eine Verbesserung der blutaktivierenden Methoden erreicht werden muß,
worüber ich an anderer Stelle eigene bisherige Versuche berichten werde.
Ausdrücklich betone ich, daß mein Material aus reinen Epilepsiefällen besteht und
nicht etwa epilepsieähnliche Fälle mitunterlaufen sind. Zweifelhafte Fälle habe ich
bei allen diesen Schlußfolgerungen nicht mitsprechen lassen.