Dtsch Med Wochenschr 1923; 49(2): 54-55
DOI: 10.1055/s-0028-1131782
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Vergleichende Prüfung einiger neuerer Verfahren zur Desinfektion tuberkulösen Auswurfs. II1). Versuche mit der Chlorkalk-Staßfurter-Salz-Methode und mit Chloramin-Heyden

Fritz Kirstein - Direktor des Amtes
  • Aus dem Staatlichen Medizinaluntersuchungsamt in Hannover
1) I. ist in Nr. 47 (1922) erschienen.
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Publication Date:
23 August 2009 (online)

Vergleichende Prüfung einiger neuerer Verfahren zur Desinfektion tuberkulösen Auswurfs. I. Versuche mit Alkalysol, Parmetol und alkalischem Phobrol

Zusammenfassung

1. Unter den neueren chemischen Mitteln zur Desinfektion des tuberkulösen Auswurfs kommen für die allgemeine Praxis das Alkalysol und das Chloramin-Heyden in erster Linie in Betracht.

2. Eine 5%ige Lösung von Alkalysol in doppelter Menge tuberkulösem Sputum zugesetzt, tötet bei 4stündiger Einwirkungszeit die darin enthaltenen Tuberkelbazillen sicher ab.

3. Dagegen ist nicht damit zu rechnen, daß eine 5%ige Lösung des Parmetols in seiner jetzigen Zusammensetzung die Tuberkelbazillen in 6 Stunden abtötet.

4. Das Phobrol mit einem bestimmten Alkaligehalt ist jedoch in ebenfalls 5%iger Lösung imstande, tuberkulöses Sputum nach 6stündiger Einwirkung sicher zu sterilisieren. Das alkalische Phobrol hat den Vorteil einer nahezu völligen Geruchlosigkeit vor dem Alkalysol voraus, jedoch den Nachteil des hohen Preises.

5. Das Chlorkalk-Staßfurter-Salz-Verfahren von Simon und Wolff ist wegen der Unzüverlassigkeit der Wirkung und seiner Umständlichkeit für die Praxis nicht zu empfehlen.

6. Dagegen tötet eine 5%ige Lösung von Chloramin-Heyden, in doppelter Menge tuberkulösem Sputum zugesetzt, bei 6stündiger Einwirkungszeit die darin enthaltenen Tuberkelbazillen sicher ab. Sie hat vor der Alkalysollösung den Vorzug, daß sie nicht den störenden Kresolgeruch besitzt.

7. Eine 5‰ige Sublimatlösung tötet Tuberkelbazillen im Auswurf einigermaßen sicher erst nach 6 Stunden ab. Eine 5%ige Alkalysollösung oder eine 5%ige Lösung von Chloramin-Heyden sollten ihr deshalb vorgezogen werden, weil sie eine zuverlässigere Wirkung besitzen, bedeutend billiger und viel weniger giftig sind.

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