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DOI: 10.1055/s-0028-1130080
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart
Die Resorptionsbedingungen des Wismut vom Magen-Darmkanal aus
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
05. Mai 2009 (online)

Zusammenfassung
1. Unsere Versuche am syphilitischen Kaninchenmaterial mit den bisher gebräuchlichen verschiedenen wasserunlöslichen, lipoidlöslichen und wasserlöslichen Bi-Salzen haben die Unwirksamkeit aller dieser Wismutverbindungen auf das syphilitische Virus bewiesen und folglich ihre Unresorbierbarkeit.
2. Daß aber Wismut gelegentlich vom Magendarmkanal aus resorbiert werden kann, beweisen uns die in der Literatur beschriebenen Wismutvergiftungen, welche hauptsächlich aus jener Zeit stammen, in der man unlösliche Bi-Salze, insbesondere das Wismutsubnitrat, in großen Mengen als Adstringens oder als Kontrastmittel in der Röntgendiagnostik bei Magendarmaffektionen peroral gegeben hat.
3. Die einschlägige Literatur führt im wesentlichen zu der Annahme, daß eine gelegentliche massive Wismutresorption nur in der Beschaffenheit der Magensäure liegt, und zwar bei einem übermäßigen Salzsäuregehalt besonders in der Anwesenheit von Milchsäure.
4. Diese Annahme bestätigt sich auch in vitro. So ist eine Wismutvergiftung dadurch zu erklären, daß das in den Magen eingeführte Bi-Salz (meist Bi-Subnitrat) durch die Salzsäure des Magens in Bi-Chlorid umgewandelt wird, welches dann bei stark saurem Milieu im Magen in Lösung übergeht und mit der vorhandenen Milchsäure und den organischen Salzen und mehrwertigen Alkoholen, welche bei pathologischen Mageninhalten reichlich vorhanden sind, in komplexe Verbindung geht. Die Lösung dieses komplexen Bi-Chlorids ist, wie sich gleichfalls in vitro zeigen läßt, gegen äußere Einflüsse sehr beständig, indem sie ohne auszufallen beliebig verdünnt, neutralisiert oder alkalisiert werden kann.
5. Das so gelöste komplexe Bi-Chlorid wird dann im Darm größtenteils resorbiert. Ein Teil des Wismutsalzes wird von den Eiweißstoffen der Nahrung und der Säfte im alkalischen Darmmilieu in unresorbierbares Bi-Metall reduziert; ein anderer Teil wird beim Vorhandensein von Schwefelwasserstoff in ebenfalls unresorbierbares Bi-Sulfit umgewandelt.
6. Nachdem wir erkannt hatten, daß der Mechanismus der akzidentellen Wismutvergiftung an die Entstehung komplexen Wismutchlorids gebunden ist, haben wir diesen Körper tierexperimentell und klinisch studiert. Es ergab sich seine Wirksamkeit auf die Kaninchenlues und auf die menschliche Lues. Bei 5 Fällen von Lues II war der Erfolg überaus gut auf Erscheinungen und Seroreaktion. Ebenfalls bei einem Fall von seropositiver primärer Lues, während bei einem Fall von seronegativer primärer Lues der Erfolg nur sehr mäßig war. Diese Feststellung dürfte in der indirekten Wirkung des Wismuts (Jos. Schumacher) auf die Spirochäten seine Erklärung finden.