Dtsch Med Wochenschr 1979; 104(37): 1311-1314
DOI: 10.1055/s-0028-1129090
Originalien

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Interaktion von Rifampicin mit Phenprocoumon*

Beobachtungen bei tuberkulosekranken PatientenInteraction of rifampicin with phenprocoumonH. Held
  • Medizinische Universitätsklinik Tübingen, Abteilung I (Direktor: Prof. Dr. W. Dölle)
* Mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft. He 512/4
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
04. Mai 2009 (online)

Zusammenfassung

Bei drei tuberkulosekranken Patienten, die sowohl mit Tuberkulostatika als auch mit Phenprocoumon behandelt werden mußten, wurden über mehrere Wochen die Prothrombinzeiten und Phenprocoumon-Plasmaspiegel engmaschig kontrolliert. Die erforderliche Phenprocoumon-Dosis wurde während dieser Zeit laufend der Prothrombinzeit angepaßt. Während und nach der Behandlung mit Rifampicin war eine optimale Einstellung der Prothrombinzeit bei zwei der drei Patienten erheblich erschwert oder unmöglich. Damit bestätigte sich die aus der Literatur bekannte Wirkungsabschwächung der Cumarine, die durch Rifampicin verursacht wird. Es zeigte sich aber, daß dieser Effekt des Rifampicins sowohl langsamer einsetzt als auch langsamer abklingt, als er nach Acenocoumarol oder Warfarin beobachtet wurde. Aus diesem Grunde ist zu vermuten, daß Acenocoumarol und Warfarin bei der Rifampicinbehandlung tuberkulosekranker Patienten besser geeignet sind als Phenprocoumon.

Summary

Prothrombin time and plasma phenprocoumon levels were serially controlled, at short intervals, in three tubercular patients receiving both tuberculostatic drugs and phenprocoumon. The required phenprocoumon dose was continuously adapted to the prothrombin time values. During and after treatment with rifampicin optimal levels of prothrombin time were difficult or even impossible to achieve in two of the three patients. This confirms the known loss of effectiveness of the coumarins induced by rifampicin. This action has a slower onset and disappears more gradually than after acenocoumarol or warfarin. It is, therefore, likely that these two latter drugs are more suitable in patients treated with rifampicin than phenprocoumon.