Dtsch Med Wochenschr 1913; 39(12): 544-546
DOI: 10.1055/s-0028-1128257
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Untersuchungen über den Cholesteringehalt des menschlichen Blutes bei verschiedenen inneren Erkrankungen2)

 Bacmeister,  Henes (New York)
  • Aus der Medizinischen Klinik in Freiburg i. Br. (Direktor: Prof. de la Camp.)
2) Nach einem Vortrag in der Freiburger medizinischen Gesellschaft am 18. Februar 1913.
Further Information

Publication History

Publication Date:
30 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Aus unseren Untersuchungen geht hervor, daß cholesterinarme Diät, Alter, Abzehrung, schlechter Allgemeinzustand und vor allem Temperaturerhöhung vermindernd auf den Cholesteringehalt des Blutes wirken.

Bei cholesterinreicher Kost, bei allen schweren Stoffwechselerkrankungen, Diabetes, Fettsucht, Nephritis, frischer Atherosklerose, fanden wir eine ausgesprochene Hypercholesterinämie. Ob beim Typhus, der von allen anderen Infektionskrankheiten eine Sonderstellung einnimmt, die Hypercholesterinämie, die mit Beginn der Rekonvaleszenz einsetzt und Wochen hindurch dauern kann, das Resultat eines lange dauernden Fiebers mit seinen Folgen ist oder durch spezifische Vorgänge im Körper ausgelöst wird, wollen wir nicht entscheiden. Auf die Rekonvaleszentennahrung ist sie, wie der Vergleich mit anderen Infektionskrankheiten zeigt, sicher nicht allein zu schieben.

Wir stehen noch ganz im Beginn unserer Kenntnisse über die Verbreitung und die Bedeutung des Cholesterins im menschlichen Organismus.

Aus den Arbeiten von Dorée und Gardner, Fraser und Ellis geht wohl mit Sicherheit hervor, daß das Cholesterin in den Körper mit der Nahrung eingeführt und nicht von diesem gebildet wird. Die Flintsche Theorie, daß das Cholesterin ein Produkt der Zersetzung des Nervengewebes sei, ist von Grigaut und Laroche widerlegt.

Wir wissen jetzt aber auch, daß das Cholesterin ein stetiger Bestandteil der tierischen Zellen ist und in allen Körperflüssigkeiten erscheint. Wir haben gelernt, daß in fast gesetzmäßiger Weise bei bestimmten Krankheiten das Cholesterin im Blut angehäuft wird, bei anderen pathologischen Vorgängen regelmäßig vermindert erscheint. Noch wissen wir nicht, ob es sich hier um sekundäre Stoffwechselvorgänge handelt, oder ob dem Cholesterin irgendeine aktive Rolle im Kampfe des Organismus gegen die Krankheit zuzuschreiben ist. Noch gilt es, die einzelnen Bausteine zusammenzutragen und unsere Erfahrungen, die wir auf Grund vervollkommneter Methode erworben haben, zu mehren. Ehe wir nicht die Bedeutung des Cholesterinstoffwechsels im normalen und kranken Organismus erkannt haben, sind alle therapeutischen Versuche mit dem Cholesterin, wie sie von verschiedenen Seiten ausgeführt wurden, verfrüht und ein Arbeiten im Dunkeln.

    >