Dtsch Med Wochenschr 1913; 39(11): 508-510
DOI: 10.1055/s-0028-1128246
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

7 Fälle von Reinfectio syphilitica und Betrachtungen über schwere Salvarsanintoxikationen

Einj.-freiw. Marinearzt  Antoni
  • Aus dem Marine-Lazarett Kiel-Wik, Abteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten. (Oberarzt: Marine-Oberstabsarzt Dr. Gennerich.)
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
30. Juni 2009 (online)

Zusammenfassung

An dem Krankenmaterial des Marinelazaretts Kiel-Wik wurden im letzten Jahre 7 sichere Reinfektionen nach kombinierter Salvarsan-Kalomelbehandlung beobachtet. In einem 8. Falle schwankte die Diagnose zwischen Reinfectio und Reinduration. Letztere erschien jedoch wegen Sitzes des Schankers und wegen eines Behandlungsmaßes, das nicht vollkommen unseren Anforderungen entsprach, als die wahrscheinlichere. In einem 9. Falle, der früher mit Hg behandelt war, erfolgte Reinfektion nach provokatorischer Salvarsanbehandlung. Während dieser dem Stadium der Lues latens angehörte, betrafen die anderen 7 Reinfektionen frische Primär- und Sekundärsyphilis. Die Anzahl der bisher beobachteten Reinfektionen übertrifft die unserer Neurorezidive (6, davon 2 Fälle nur mit Kopfschmerzen und positivem Lumbalbefund).

Die Wechselmannschen Untersuchungen über Salvarsantod weisen darauf hin, daß bei der neuen Syphilisbehandlung dem Zustande der Nieren dauernd die größte Aufmerksamkeit zuzuwenden ist. Die As-Komponente des Salvarsans führt bei individuell zu hoher Dosis zur Anurie und Salvarsanretention mit ihren tödlichen Folgen. Die Gefahr liegt aber schwerlich in der Kombinationsbehandlung, vielmehr in der Ueberschreitung der individuell erträglichen Salvarsan-Einzeldosis. Bei kräftigen Individuen soll daher eine Einzeldosis von 0,5 Salvarsan nicht überschritten werden.