Dtsch Med Wochenschr 1929; 55(49): 2039-2044
DOI: 10.1055/s-0028-1127455
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber die Oertliche Behandlung der Basedowschen Krankheit

(Status Neuropathicus, Roentgenbehanlung, Jodbehandlung)P. Sudeck - Direktor der Klinik
  • Aus der Chirurgischen Universitätsklinik in Hamburg-Eppendorf
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Publication Date:
13 August 2009 (online)

Zusammenfassung

  1. Unter den Behandlungsmethoden der Basedowschen Krankheit ist die örtliche Behandlung der Schilddrüse immer noch die wirksamste und beliebteste. Man muß sich darüber klar sein, daß man damit nur die Schilddrüsenüberfunktion oder Mißfunktion bekämpft. In der Praxis werden sehr häufig gewisse vegetative Neurosen mit basedowähnlichen Erscheinungen, aber ohne Hyperthyreose für Basedowsche Krankheit gehalten und örtlich behandelt mit Operation oder Röntgenbestrahlung. Diese Behandlung ist falsch. Das entscheidende für die örtliche Behandlung ist die Schilddrüsenüberfunktion.

  2. Die in der Literatur niedergelegten Statistiken über die Erfolge der Röntgenbehandlung von Basedow-Strumen sind viel zu optimistisch. Nach meiner eigenen Beobachtung sind die Erfolge im ganzen schlecht, und schwere Fälle reagieren in der Regel nicht. Die Erfolge bei der Röntgenbehandlung sind unzuverlässig, unvollkommen, langsam und denen der chirurgischen Behandlung bei weitem nicht ebenbürtig. Die Indikation zur Röntgenbehandlung ist deswegen vorläufig noch einzuschränken.

  3. Eine sichere Theorie der Jodwirkung auf Basedow-Strumen haben wir nicht. Es ist deswegen notwendig, sich einstweilen genau an die erprobten Vorschriften zu halten. Danach sollen die Basedowkranken nur mit den von Plummer vorgeschriebenen Jodgaben behandelt werden und nur als Vorbereitung für die Operation, sinngemäß also nur mit dem Chirurgen zusammen. In der Praxis wird erfahrungsgemäß vielfach die sehr eingreifende Jodbehandlung völlig kritiklos angewendet.