Dtsch Med Wochenschr 1929; 55(37): 1547-1550
DOI: 10.1055/s-0028-1127277
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Bestrahlte Frischmilch

Ph. Bamberger - Assistent der Klinik
  • Aus der Universitäts-Kinderklinik in Greifswald. (Direktor: Prof. Degkwitz.)
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Publication Date:
06 August 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Nach dem Hanauer- und dem Scheidt-System bestrahlte Frischmilch, unvermischt Säuglingen regelmäßig auf die Dauer von 3—12 Monaten verabreicht, hat sich, wie die Wachstumskurven zeigen, als völlig unschädlich und als völlig ausreichendes Prophylaktikum erwiesen.

2. Nach der Hanauer- und der Scheidt-Methode bestrahlte unvermischte Frischmilch, rund 1200 chronisch und akut kranken, auch tuberkulösen Kindern jedes Lebensalters in Mengen von 200—400 ccm auf die Dauer von 1—4 Monaten verabreicht, hat keinerlei klinisch erkennbare Schädigungen gesetzt.

3. Unvermischte, nach dem Hanauer System bestrahlte Frischmilch hat zuverlässig auch bei Rachitis gravissima Heilung hervorgerufen. Das Heilungstempo war langsamer als das mit der Ultraviolettlampe und mit industriell hergestellten Vitasterinen bekannte.

4. Die von uns mit der Hanauer Lampe bestrahlte Frischmilch, die sich in täglichen Mengen von 400—600 ccm als zuverlässiges Therapeutikum erwiesen hatte, schützte Ratten erst in einer Menge von 0,75—1 ccm pro Tag und Tier vor der Rachitis. Ein großer Vergleich auf Grund der nach unseren und anderen Erfahrungen für die Ratten- und Menschenprophylaxe benötigten Tranmengen ergibt, daß 100 ccm Hanauer Milch etwa 5—6 g Handelslebertran entsprechen.

5. Mit der Scheidt-Apparatur bestrahlte Milch erwies sich weniger wirksam als die mit der Hanauer Apparatur bestrahlte Milch. Die Heilungsvorgänge verliefen langsamer, waren aber in jedem Falle nachweisbar.

6. Es sind weitere Erfahrungen darüber zu sammeln, ob Milchen verschiedener Provenienz, mit den gleichen Apparaturen bestrahlt, die gleichen Eigenschaften zeigen wie die von uns beobachteten. Es sind weitere Untersuchungen über die Zusammenhänge zwischen Tierfütterung und Ergosteringehalt der Milch notwendig.