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DOI: 10.1055/s-0028-1126898
Ueber Diphtherie, septische Diphtherie und septische (toxische) Angina plus Diphtheriebazillen
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
20. August 2009 (online)

Zusammenfassung
Nicht alle Fälle von akuter Mandelentzündung mit positivem Diphtheriebazillenbefund sind Diphtherie. Es kann sich dabei handeln um a) reine Diphtherie, b) eine Mischinfektion mit Diphtheriebazillen und anderen gewebstoxischen bzw. septischen Erregern („septische Diphtherie”) oder c) um eine Angina, hervorgerufen durch gewebstoxische oder septische Erreger verschiedener Art, bei der außerdem noch Diphtheriebazillen vorhanden sind, die jedoch für den betreffenden Fall von unwesentlicher Bedeutung sind. (Toxische oder septische Angina plus Diphtheriebazillen.) In praxi werden aber alle Fälle von akuter Mandelentzündung mit positivem Diphtheriebazillenbefund als Diphtherie betrachtet und mit Diphtherieserum behandelt, was als praktische Sicherheitsmaßnahme durchaus berechtigt ist. Die spezifisch antitoxische Diphtherieserumbehandlung kann nur bei den Fällen der Kategorie a) (reine Diphtherie) einen durchschlagenden Erfolg haben, während bei den Fällen der Kategorie b) (septische Diphtherie) nur eine beschränkte Wirkung und bei den Fällen der Kategorie c) gar keine direkten Heilwirkungen zu erwarten sind. Das scheinbare Versagen der Diphtherieserumtherapie dürfte — sofern genügende Dosen gegeben worden sind — darauf beruhen, daß es sich um Fälle der Kategorien b) und c) handelt. Die bei der Diphtheriediagnose bisher übliche bakteriologische Diagnostik ermöglicht nicht immer, mit Sicherheit zu sagen, ob es sich um eine reine Diphtherie, b) um eine septische Diphtherie oder c) um eine septische bzw. toxische Angina mit für den Träger harmlosen Diphtheriebazillen handelt. Bei einer Reihe von Fällen konnte diese praktisch wichtige Unterscheidung gemacht werden durch eine Analyse des gewebsbiologischen Verhaltens der gesamten jeweiligen Bakterienflora an geeigneten Versuchstieren. Dieses Verfahren wird empfohlen als Ergänzung der bisherigen bakteriologischen Diagnostik und im besonderen als Hilfsmittel zur Klärung der praktisch wichtigen Frage, ob es sich im Einzelfalle um reine Diphtherie, um septische Diphtherie oder um septische (toxische) Angina plus (harmlose) Diphtheriebazillen handelt.