Dtsch Med Wochenschr 1930; 56(38): 1617-1618
DOI: 10.1055/s-0028-1125952
Aus der Gutachterpraxis

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber den Zusammenhang zwischen Unfall, Erysipel und zentraler Fettsucht

Kurt Grassheim
  • Aus der I. Medizinischen Klinik der Charité in Berlin. (Direktor: Geh.-Rat Prof. W. His.)
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Publication Date:
05 May 2009 (online)

Zusammenfassung

An einen schweren Unfall schließt sich bei Ch. eine Phlegmone am verletzten Bein sowie ein Erysipel, welches sich über den ganzen Körper ausbreitet und unter hohem Fieber mit Benommenheit und Delirium verläuft, an. Bereits kurze Zeit nach Abklingen dieses Erysipels fällt den behandelnden Aerzten die teigige Schwellung beider Unterschenkel auf. Ziemlich schnell und stetig nimmt der Patient an Gewicht zu, sodaß er etwa 1œ Jahre später 110 kg wiegt. Unsere Beobachtung zeigt, daß es sich dabei um eine Fettsucht handelt, deren Ursprung man im Zentralnervensystem, und zwar speziell im Gebiet des Zwischenhirns, lokalisieren muß. Die Analogie mit ähnlichen zentralen Erkrankungen, wie Parkinsonismus, Paralysis agitans usw. im Verfolg ähnlicher Infektionskrankheiten, wie Grippe-Enzephalitis, Scharlach, Typhus, besonders aber der hier ganz deutliche zeitliche Zusammenhang zwischen Erysipel und Beginn der Fettsucht, lassen mit größter Wahrscheinlichkeit den Schluß zu, daß auch in unserem Falle die Fettsucht als Folgezustand der Wundrose und somit auch des Unfalles anzuerkennen ist.

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