Dtsch Med Wochenschr 1930; 56(8): 301-304
DOI: 10.1055/s-0028-1125530
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber kristallinisches Menformon1)

E. Dingemanse, S. E. de Jongh, S. Kober, Ernst Laqueur
  • Aus dem Pharmako-therapeutischen Laboratorium der Universität Amsterdam und dem Untersuchungslaboratorium der N. V. Organon in Oss
1) Das chemisch Wesentliche der vorliegenden Mitteilung habe ich auch im Namen meiner Mitarbeiter schon in einem Vortrag November 1929 in der Nederl. Vereeniging voor Biochemie berichtet (s. Versl. in „Chem. Weekbl.” 1929 H. 52). Eine kurze Zuschrift erscheint in der „Nature”. E. Laquer. Anm. bei der Korrektur. S. Vol. 125, Nr. 3142.
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Publication Date:
05 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Menformon mit einem Reinheitsgrade von 0,1 γ pro Einheit (10 Millionen Einheiten im Gramm), wie er vor etwa 1 œ Jahren mittels des Wasserverfahrens von uns erreicht wurde, ist wahrscheinlich die reine Substanz eines weiblichen Hormons; eine größere Reinheit ist bisher an anderer Stelle nicht erreicht. Das Präparat ist kristallinisch, wie die Röntgenspektrogramme zeigen. Die Substanzen lassen sich auch als Makrokristalle darstellen. Das Röntgenspektrum bleibt dabei dasselbe.

Ein Fortschritt in der Reinigung ist durch die Kristallisation nicht erreicht worden. Die von uns gefundenen Makrokristalle entsprechen augenscheinlich denen, wie sie vor 5 Monaten zuerst Doisy auf dem Physiologenkongreß in Boston und 2 Monate später Butenandt beschrieben haben. Die schon vor Jahren an unreinen Substanzen gefundene Abwesenheit von N, P, S wurde bestätigt. Der C-Gehalt ist 78,6%, der H-Gehalt 8,25%; Schmelzpunkt 240°. Auch hierin besteht ziemliche Uebereinstimmung mit den Angaben von Butenandt.

Mit den Menformonkristallen lassen sich die wesentlichen biologischen Wirkungen, früher mit unreineren Substanzen hervorgerufen, auslösen; also: außer Brunst auch das Wachstum jugendlicher weiblicher Genitalien, Hemmung der männlichen Genitalien (antimaskuline Wirkung) sowohl Hemmung der Entwicklung bei jugendlichen Tieren als Rückbildung bei erwachsenen Tieren, und endlich Wachstum der Mamma bei männlichen Tieren. Diese Tatsachen sprechen sehr dafür, daß alle diese Wirkungen ein und derselben chemischen Substanz zukommen.

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