Dtsch Med Wochenschr 1928; 54(21): 883-884
DOI: 10.1055/s-0028-1125314
Oeffentliches Gesundheitswesen

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Direkte oder indirekte Tuberkulosebekämpfung?

Medizinalrat L. Ascher - Leiter des Amtes
  • Aus dem Sozialhygienischen Untersuchungsamt Frankfurt a. M.
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Publication Date:
27 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Ziehen wir aus dem Gesagten den Schluß, so kommen wir zu dem Ergebnis, daß die für Preußen festgestellte Abnahme der Tuberkulosesterblichkeit sich im Wesentlichen auf die Erwachsenen beschränkt und daß, wenn tatsächlich die Kindheit daran teilgenommen hat, wie das letzte Volkszählungsjahr 1925 zu ergeben scheint, auch dies nur als eine indirekte Folge der verbesserten Lebenshaltung der Erwachsenen und damit eine Beherrschung der latenten Infektion angesehen werden muß. Wenn daraus weitere Schlüsse zu ziehen sind, so wären es diejenigen, daß mit allen Mitteln Bestrebungen zu fördern sind, welche die Lebenshaltung der Erwachsenen heben, die Schwere der Arbeit mildern (auch den richtigen Mann an die richtige Stelle zu setzen, gehört hierher), kurz Arbeitshygiene und Arbeitsphysiologie von Staats wegen noch mehr als bisher zu fördern.

Daneben verdienen alle Bestrebungen vollste Unterstützung, welche die Ausbreitung der Tuberkulose infektion zu hemmen imstande sind, insbesondere also die Trennung des Bazillenstreuers von seiner gesunden Umgebung, insbesondere der am meisten empfänglichen Altersklassen (früheste Kindheit), um in dem späteren Kampfe um die Brotstelle und um das Dasein nicht tuberkulös belastete Individuen zu senden, da diese neben den für die Arbeit aufzuwendenden Kalorien unnötig viele für die Latenterhaltung des Bazillus aufwenden müßten, also: um die am Anfang aufgeworfene Frage zu beantworten, nicht direkte oder indirekte Bekämpfung, sondern beide.

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