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DOI: 10.1055/s-0028-1124145
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart
Über die Lymphozytose im Blutbild Gesunder
Publication History
Publication Date:
03 June 2009 (online)

Zusammenfassung
Es wird an 114 gesund erscheinenden Soldaten ein durchschnittlicher Lymphozytenwert von 37,9% festgestellt. Diese Zahl liegt erheblich über der lehrbuchmäßigen Norm, ist aber eine Bestätigung der Befunde anderer Autoren, die seit dem vorigen Weltkrieg eine Zunahme der Lymphozyten bemerkt haben. Die Lymphozytose ist im Winter und Sommer vorhanden, ebenso bei Rauchern und Nichtrauchern. Bei der bekannten Abhängigkeit des Blutbildes von verschiedenen Variabeln werden als mögliche Teilursachen diskutiert:
1. Einflüsse der Ernährung, die experimentell nachgewiesen worden sind, für unser Material aber kaum zutreffen.
2. Die Lymphozytose ist Ausdruck eines Zivilisationsschadens; insbesondere spielen seitdem vorigen Krieg wirkende nervöse Belastungen eine Rolle, was teilweise wahrscheinlich ist.
3. Noch unbekannte regionäre Faktoren.
4. Die Rolle wiederholter Katarrhe. Auffällig war tatsächlich das häufige Vorliegen von Anzeichen leichter Rachenkatarrhe, die die Untersuchten nicht belästigten.
5. Ein ursächlicher Einfluß der Schutzimpfungen wird abgelehnt. Durch diese Feststellungen erfährt die Bedeutung des Befundes einer Lymphozytose zugleich eine Einengung und Erweiterung. Die erste betrifft z. B. den Wert der Lymphozytose als Hinweis auf einen chronischen spezifischen Infekt und seine Aktivität. Auch die Anerkennung einer Lymphozytose als Ausdruck einer Strahlenschädigung bei Röntgenologen ist nicht ohne weiteres haltbar (Saupe). Die zweite zwingt uns, an die Möglichkeit zu denken, daß die Lymphozytose des Gesunden Ausdruck eines Frühschadens ist infolge nahezu ubiquitärer Noxen, was für die banalen Katarrhe und Zivilisationsschäden zutreffen würde.