Dtsch Med Wochenschr 1938; 64(38): 1361-1363
DOI: 10.1055/s-0028-1123368
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© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Besserung der Gehirndurchblutung durch Kreislaufhormone

(Beseitigung von Kopfschmerzen, Milderung von Zittererscheinungen und zur Kräftigung gelähmter Glieder)Paul Schenk
  • Inneren Abteilung des Diakonissen-Krankenhauses in Danzig. Leiter: Prof. Dr. Paul Schenk
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Publication Date:
01 September 2009 (online)

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Zusammenfassung

Aufgabe der vorstehenden Zeilen war, die wertvolle Hilfe von Padutin und von Embran bei Beseitigung von Durchblutungsstörungen im Gehirn planmäßig zu schildern. Die Besserung der Durchblutung der Glieder durch sie ist ebenso bekannt wie die Besserung der Durchblutung des Herzens und die Vermehrung seiner Kraftleistung. Die Besserung der Durchblutung des Schädelraumes durch sie wird jedoch noch viel zu wenig ausgenutzt. Trotzdem Bibergeil bereits 1931 Padutin zur Lösung der die arteriosklerotischen Veränderungen begleitenden Angiospasmen empfahl und Prochnow es bereits 1933 zur „Einübung der Kollateralen” benutzte. Hillenbrand empfahl es 1934 zur Besserung der Schwerhörigkeit und der Menièreschen Krankheit infolge angioneurotischer Oktavuskrise, Saarnio (1932) und A. Gmelin (1937) sahen Minderung von Depressionen nach Padutin. Stein sah 1936 nach Padutin eine bessere Durchblutung der Netzhautgefäße und bessere Färbung der Papillen als Zeichen einer besseren Ernährung der Retina, die Sehstörungen beseitigen konnte; auch homonyme Hemianopsie schwand. Diese vereinzelten Angaben kann ich auf Grund planmäßiger Verwendung des Padutins bei allen genannten Erkrankungen bestätigen und ergänzen. Ich möchte ferner sehr empfehlen, abwechselnd mit Padutin Embran zu versuchen, das die Wirkung des Padutins wertvoll ergänzt, mitunter sogar eine bedeutend wohltuendere Allgemeinwirkung entfaltet und — heute noch viel billiger ist, als das für längere Behandlung und bei leichteren Erkrankungen heute leider noch zu teure Padutin.

Weiter ergibt sich aus meinen jetzt jahrelangen sehr günstigen Erfahrungen die naheliegende Anregung, bei allen entzündlichen Erkrankungen des Gehirnes, vielleicht auch des Rückenmarkes, nach Überwindung der Infektion durch die Abwehrkräfte der Zellen die Erholung und Wiederherstellung der bei diesem Abwehrkampfe geschädigten oder zugrunde gegangenen Gewebsteile durch Verbesserung ihrer Ernährung mit Hilfe der vom Körper zu diesem Zwecke geschaffenen Stoffe, insbesondere durch Padutin und Embran zu versuchen. Ihre planmäßige Darreichung müßte auch bei den Folgezuständen der chronischen epidemischen Enzephalitis ungefähr ebenso günstig wirken wie die von den bulgarischen Bauern eingeführte Behandlung mit Belladonnawurzel. Im wesentlichen beruht der Einfluß der Belladonnawurzel auf der Dämpfung bzw. Lähmung unseres parasympathischen Nervensystemes. Hierdurch werden die Gefäßverengerer im Schädelraum bzw. im Gehirn beruhigt, und es ist sehr wahrscheinlich, daß die ständige bessere Durchblutung der erkrankten, im Abwehrkampf unterlegenen und jetzt durch Unterernährung der Verödung entgegengehenden Gehirnzellen durch eine arteigenere, naturgegebenere Anregung ihrer Durchblutung einen mindestens ebenso guten Erfolg erzielt wie die Belladonnakur, wenn sie nur ebensolange und mit denselben begleitenden Hilfsmitteln — z. B. der planmäßigen Gymnastik — durchgeführt werden kann.