Dtsch Med Wochenschr 1932; 58(22): 855-857
DOI: 10.1055/s-0028-1123006
Forschungsergebnisse

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Coramin bei der Bekämpfung akuter Vergiftungen

B. Rudin
  • Aus der Inneren Abteilung des Städtischen Krankenhauses Berlin-Wilmersdorf. Direktor: Prof. R. von den Velden
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Publication Date:
05 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Bei schweren Vergiftungen hat sich das Coramin als ein wertvolles, in seiner elektiv exzitierenden Wirkung auf das Atemzentrum vorerst nicht ersetzbares Mittel erwiesen. Diese Wirkung ist anhaltender als beispielsweise die des Lobelins und tritt in so spezifischer Weise auf, daß sie sogar zur Reizatmung führen kann. Die Kreislaufwirkung äußert sich in Zunahme der Pulsqualität bei geringer Zunahme der Frequenz und geht bei vorher vorhandener Hypotonie mit Blutdrucksteigerungen von etwa 20 mm Hg einher. Verhinderung von Lungenkomplikationen konnten nicht festgestellt werden, vielleicht, weil bereits bei der Aufnahme solche im Entstehen waren. Kontraindikation der sofortigen Coraminanwendung sind alle Stadien des Lungenödems, das auf jeden Fall vorher zum Verschwinden zu bringen ist (Aderlaß, Kalk, Atophanyl, Morphin). In solchen Fällen muß das Coramin zunächst durch Hexeton, Koffein oder Lobelin ersetzt werden. Bei Krampfzuständen ist Coramin erst nach Chloralhydrat (per Klysma) zu geben. Bei indizierter Magenspülung hat diese stets, eventuell nach vorhergehender Kreislauf- bzw. Atmungsstützung durch andere Exzitation, der Coramininjektion vorauszugehen. Vom Coramin ist keine universelle vergiftungsbekämpfende Wirkung zu erwarten. Die üblichen therapeutischen Maßnahmen medikamentöser und physikalischer Art dürfen nicht vernachlässigt werden.

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