Zusammenfassung
Fünfeinhalb Monate durchgeführte Beobachtungen über die Ernährungslage von Kindern
(Waisenhaus), welche dem täglich aufgewandten Kostensatz (höchstens 60 Pfg.) der minderbemittelten
Bevölkerung entspricht, zeigte eine unzureichende Kalkzufuhr. Dieser Mangel wird durch
den Kochvorgang mit seinem weiteren Verlust von Kalk und Vitaminen verstärkt. Die
mangelhafte Darreichung der Vitamine D und A erschwert die Kalkverwertung, was besonders
für den Spätwinter und das Frühjahr bei der Anstaltsernährung mit ihrem abgelagerten
Gemüse gilt. Für diese Jahreszeit kommt besonders in der Stadt der Ausfall an wirksamer
Lichtstrahlung noch hinzu.
Durch Zufütterung von täglich 0,537g 1. anorganischem Kalk, 2. einem Gemenge von Calc.
citr. und Calc. glycerinophosph. (Calcipot), 3. demselben unter Beigabe von Vitamin
D (Calcipot D) an verschiedene Abteilungen von Kindern zeigte unterschiedliche Ergebnisse
gemessen an: Gewicht, Hämoglobin, Lungenfassungsvermögen, Dynamometerleistung Klimmzügen,
Bewegungsschnelligkeit, Krankheitsanfälligkeit sowie der Überwindung der täglich wechselnden
Lebensbeanspruchungen. Der anorganische Kalk zeigte eine deutliche Entwicklungs- und
Leistungshemmung, während die beiden anderen Abteilungen eine Förderung erfahren haben.
Am deutlichsten gilt dies für die gleichzeitige Gabe von Vitamin D. Neben den besseren
Leistungen fällt hier die größere Widerstandskraft gegenüber den Lebensbelastungen
auf (geringere Ermüdung — schnellere Erholung) und allgemein in der Leistung eine
größere Stetigkeit.
Trotz größeren Verzehrs konnte die Vergleichsabteilung den offenbaren Mangel an Aufbaustoffen
aus der üblichen Nahrung nicht sicherstellen. Die ausreichende Deckung des biologischen
Bedarfes an Ca im richtigen Verhältnis zu P und Vitamin D und A erwies sich so auch
einsparend an Nahrungsmengen.
Da entgegen früherer Annahme der notwendige Ca-Bedarf nicht durch die heute übliche
Nahrung sichergestellt ist, wird eine ausreichende Zufuhr von Kalk und vitaminhaltigen
Nahrungsmitteln gefordert: neben den Gemüsen und Salaten aus billigen (Magerkäse,
Magermilch) und lagerfähigen Nahrungsmitteln (Milcheiweiß und die damit versetzten
Produkte, ferner aus gut verwertbarem Kalk-Vitamin-Präparaten (Calcipot D) und einem
Ausgleich des an „bleibendem”. Kalk armen Wassers (Hydro-Groeck-Verfahren). Aus den
täglichen Nahrungsberechnungen ergibt sich für die Behandlung von offenbarem Kalkmangel
die Notwendigkeit einer höheren Kalkdosierung als bisher üblich, besonders in den
späten Wintermonaten.