Dtsch Med Wochenschr 1939; 65(9): 328-330
DOI: 10.1055/s-0028-1120381
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die prognostische Bedeutung der Albuminurie bei der Diphtherie

O. Künzel
  • Medizinischen Universitäts-Klinik in Leipzig. Direktor: Prof. Bürger
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Publikationsdatum:
05. Mai 2009 (online)

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Zusammenfassung

Es ergibt sich, daß nach unserem Material der Albuminurie bei der Diphtherie eine ganz wesentliche Bedeutung zukommt. Offenbar ist die Niere gegenüber dem Diphtherietoxin außerordentlich empfindlich, sodaß sie in hohem Maße mit der Toxizität der Erkrankung parallel geht. Prognostisch ungünstig erweisen sich Fälle, die am 2.–3. Tage relativ große Eiweißmengen (mehr als Œ‰) ausscheiden. In unserem Material gingen diese Patienten alle innerhalb spätestens 14 Tagen trotz intensiver Serum- und Herztherapie, verbunden mit Bluttransfusion, an der Diphtherie zugrunde. Geringe Ausscheidungen bei hoher Toxizität und Exitus sind sehr selten, kommen aber vor. Tödlich verlaufende Fälle ohne Eiweißausscheidungen kamen nicht zur Beobachtung, sodaß man also sagen kann, die fehlende Albuminurie läßt für den endgültigen Verlauf der Krankheit nahezu mit Sicherheit eine günstige Prognose stellen. Kleinere Eiweißausscheidungen, die sich über wenige Tage erstrecken, haben prognostisch kaum eine Bedeutung. Dauern sie jedoch länger als fünf Tage, so ist mit einer hohen Wahrscheinlichkeit mit eintretenden Komplikationen zu rechnen, an deren erster Stelle die Myokarditis steht. Die anderen Komplikationen sind wesentlich seltener und treten an Bedeutung zurück. Eine Beziehung zwischen Seruminjektion und Eiweißausscheidung ist nicht wahrscheinlich.