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DOI: 10.1055/s-0028-1120245
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart
Ulkus- und Gastritisbehandlung mit Sexualhormonen
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
05. Juni 2009 (online)

Zusammenfassung
Die Follikelhormonbehandlung Magenkranker ist eine Bereicherung unserer therapeutischen Möglichkeiten, sie ist eine wirksame unterstützende Maßnahme, die, individuell angewandt, oft unter Verzicht auf eine im Kriege immer schwieriger werdende Diätführung zu einer Heilung des Ulkus wesentlich beiträgt. Da auch bei rein ambulanter Behandlung an geeigneten Fällen recht gute Ergebnisse erzielt werden können, ist der Versuch einer ambulanten Kur zu empfehlen. Frische Ulzera reagieren besser als alte rezidivierende oder penetrierende, bei denen ein Erfolg nicht selten versagt bleibt. Durch die mit einer Blutungssteigerung einhergehende hormonale Umstimmung werden für die Geschwürsheilung günstige Voraussetzungen, bevorzugt in den Perioden hormonaler Erschlaffung und Dysregulation im 5. und 6. Lebensjahrzehnt, geschaffen. Nach unseren Erfahrungen sprechen Ulzera in diesem Alter am besten an. Neben der Dauer der Geschwürerkrankung dürfte der Erfolg von sonstigen gleichzeitig durchgeführten Maßnahmen wesentlich abhängig sein. Die klinische Kur führt rascher zum Ziel als die ambulante, die ambulante mit Diät schneller als die ohne. Da es sich um einen sehr energischen Eingriff in die hormonalen Regulationen handelt — es sei an die engen Beziehungen zum Hypophysenvorderlappen, zur Nebenniere und zur Thyreoidea erinnert —, ist es ohne weiteres verständlich, daß die Wirkung individuell sehr verschieden sein muß. Versager sind nicht selten, Verstärkung der Beschwerden kommt gelegentlich vor. Bei den experimentellen Untersuchungen mit den Geschlechtshormonen hat sich ergeben, daß die bei Überdosierung erzeugten Veränderungen nach Beendigung der Behandlung wieder voll rückbildungsfähig sind und sich auch zurückbilden. Es nimmt daher nicht wunder, wenn der günstige Behandlungseffekt mit deren Beendigung wieder abklingt, wenn Rezidive auftreten, die bei unserem Krankenmaterial recht hoch waren. Die zwischenzeitliche Progynonbehandlung hat das Auftreten der Rezidive in den Fällen, bei denen wir sie durchführten, nicht verhindert, es mag das mit an der nicht zweckmäßigen Dosierung liegen, da der Gewöhnungsfaktor (Ratschow) nicht genügend berücksichtigt wurde. Bei Ulzera, die zu Blutungen neigen, ist mit der Progynonbehandlung größte Vorsicht geboten, da Blutungen begünstigt werden. Dagegen sind Magenerkrankungen im Verein mit anderen endokrinen Störungen (Diabetes) scheinbar ein dankbares Objekt. Im ganzen sind die Erfolge mit der allerdings noch kostspieligen Progynonbehandlung beim Ulkus recht bemerkenswert, sie bewährt sich neben den sonstigen Maßnahmen, die eine Allgemeinwirkung und Umstimmung zum Ziele haben, wie Eigenblutinjektion, artfremde Eiweiß- und Insulinschockbehandlung, auch in der Klinik.