Zusammenfassung
Die Bedeutung des Nachweises von gerichteten Atelektasen in den basalen Abschnitten
der Lunge für die Erkennung eines krankhaften Prozesses im Organismus ergibt sich
aus folgenden Punkten:
1. Die gerichtete, plattenförmige oder basale Atelektase ist die Folge einer mangelhaften
Durchlüftung der entsprechenden Lungenabschnitte bei meist gleichzeitig bestehender
eitriger oder fibrinöser Bronchitis.
2. Die mangelhafte Durchlüftung der basalen Lungenabschnitte ist die Folge des Bestehens
eines krankhaften Prozesses in nächster Umgebung der Zwerchfelle oder der Ausdruck
der Fernwirkung eines Krankheitsprozesses im Abdomen oder im Thoraxraum auf die Zwerchfelltätigkeit
und damit die Ventilation der basalen Lungenabschnitte, meist bedingt durch den Schmerz,
der im primär erkrankten Organ ausgelöst wird und durch den in der Umgebung der Atelektase
ausgelösten Schmerz noch verstärkt wird.
3. Die Einseitigkeit der basalen Atelektase weist auf die entsprechende Seite des
Abdomens oder des Thorax hin und ermöglicht auf diese Weise ein gewisses gezieltes
Suchen nach dem ursächlichen Prozeß. Auch bei einem beiderseitigen Zwerchfellhochstand
kann nur eine einseitige Atelektase bestehen und so auf einen pathologischen Prozeß
auf der entsprechenden Seite hinweisen.
4. Das frühzeitige Verschwinden der gerichteten Atelektase spricht für eine Besserung
der Durchlüftung der entsprechenden Lungenabschnitte und damit für einen Rückgang
des krankhaften Geschehens im ursächlichen Organ bei gleichzeitigem Abnehmen des Grades
der ausgelösten Schmerzen.
5. Das Breiterwerden einer Atelektase sowie das Unscharfwerden einer vorher scharf
gewesenen Grenzlinie spricht für das Hinzukommen einer Anschoppungsatelektase, eventuell
für das Auftreten eines infiltrativen Prozesses im Sinne eines bronchopneumonischen
oder pneumonischen Prozesses. In ihrer Gesamtheit sprechen diese Symptome für ein
Fortschreiten des ursächlichen krankhaften Geschehens.
6. Auffallend schmale, homogene und scharf begrenzte Streifen- und schmale Bandschatten
sprechen bei jahrelangem Bestehen und bei völliger Beschwerdefreiheit für das Vorliegen
eines narbigen Restzustandes nach einer basalen Atelektase.
7. Die beobachtete Häufung der Fälle, in denen basale gerichtete Atelektasen im eigenen
Beobachtungsgut nachgewiesen werden konnten, wird als Folge der klimatisch bedingten
häufigen Zahl von Bronchitiskranken aufgefaßt, wodurch der Ausbildung der gerichteten
Atelektase eine Förderung geschaffen wird.
8. Die bisher gültige Meinung, daß die gerichteten Atelektasen vorwiegend durch abdominelle
Prozesse verursacht werden, muß dahin abgeändert werden, daß auch pulmonale und kardiale
Prozesse bzw. krankhafte Veränderungen des knöchernen Thorax basale Atelektasen viel
häufiger verursachen können, als bisher angenommen wurde.