Dtsch Med Wochenschr 1954; 79(47): 1752-1756
DOI: 10.1055/s-0028-1119962
Therapie

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die kortikotrope Therapie dermatologischer Affektionen

Theodor Grüneberg, Heinz v. Grünhagen
  • Hautklinik der Martin-Luther-Universität Halle (Direktor: Prof. Dr. Th. Grüneberg)
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Publication Date:
03 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Es wurden die Gefahren der ACTH-Therapie und ihre Möglichkeiten im Bereich des Dermatologen besprochen. Den Ausführungen lagen eigene, 93 Kranke betreffende Erfahrungen zugrunde, deren erste bereits in den Jahren 1934 35 mit einem von der Firma Promonta, Hamburg, nach den Angaben von Anselmino u. Mitarb. eigens für die Univ.-Hautklinik Halle hergestellten kortikotropen Hypophysenvorderlappen Präparat gewonnen wurden. Bei Anwendung moderner ACTH-Präparate wurden drei schwere Zwischenfälle beobachtet (tödliche Ulkusblutung, Aktivierung einer Lungentuberkulose und eines Diabetes).

Folgende Hauptindikationen wurden herausgestellt:

1. Behandlung akuter Notstände, insbesondere der lebensbedrohlichen Dermatosen (Dermatomyositis, Erythematodes acutus bzw. Libman-Sacks - Syndrom und Pemphigus) mit mittleren bzw. hohen Dosen. Kurzfristig, im Sinne der überbrückung einer kritischen Situation, kommt ACTH-Therapie in gleicher Dosierung bei schweren Arzneiexanthemen und Kontakt-Dermatitiden, bei dem Stevens-Johnson - Syndrom und ausgedehnten, selbst in klinischem Milieu therapieresistenten Ekzemen in Frage. Anlegung eines sehr strengen Maßstabes ist wegen der mit der Therapie verbundenen Gefahren unbedingt erforderlich. Mykosis fungoides und Lymphogranulomatose scheinen nach ACTH-Behandlung rascher fortzuschreiten.

2. Behandlung chronischer Dermatosen, insbesondere generalisierter bzw. erythrodermischer und arthropathischer Psoriasis, ekzematöser und primärer chronischer Erythrodermien (Dermatitis exfoliativa generalisata Wilson-Brocq bzw. Pityriasis rubra Hebra) mit protrahierten, allmählich gesteigerten und zum Schluß etwas schneller reduzierten Mikrodosen.