Dtsch Med Wochenschr 1954; 79(29/30): 1113-1117
DOI: 10.1055/s-0028-1119318
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Wetter und Todeshäufigkeit

Die tägliche Todesziffer Südbayerns und ihre Beziehung zu bio-meteorologischen IndikatorenReinhold Reiter
  • Physikalisch-Bioklimatischen Forschungsstelle AB 830 München (Leiter: Dr. med. G. Kampik)
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Publication Date:
03 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Unter Verwendung der Infra-Langwellenstörungen als biometeorologischer Indikatoren wird nachgewiesen, daß ein überzufälliger Zusammenhang zwischen Reizwetterlagen und Häufungen von Todesfällen (52 238 Fälle in Südbayern 1950) besteht.

Die Zunahme der Todeshäufigkeit beträgt an gestörten Tagen gegenüber ungestörten Tagen 11 bis 30%. Sie ist auf Grund mehrfacher Prüfungen als überzufällig zu betrachten. Die Korrelation kann für ganz Südbayern nachgewiesen werden, jedoch nimmt die Strenge der Korrelation mit der Entfernung vom Beobachtungsort der bio-meteorologischen Indikatoren (München) ab.

Gegenüber schwächeren meteoropathologischen Reizen scheint das männliche Geschlecht — im Vergleich zum weiblichen — eine deutlich verstärkte Ansprechbarkeit zu zeigen.

An Kaltfronttagen, an Tagen nach Alpenföhn und an Tagen nach chromosphärischen Eruptionen auf der Sonne ist eine Steigerung der Todeshäufigkeit festzustellen, die jeweils mit dem Gang der Infra-Langwellenstörungen korreliert.

Setzt man die interdiurne Veränderung der Infra-Langwellenstörungen zu der interdiurnen Veränderung der Todesziffer unter Berücksichtigung einer Latenzzeit von einem Tag in Beziehung, so ergibt sich eine Korrelationszahl von z = + 0,70 ± 0,06.

Der Jahresgang der Todesziffer zeigt einen einfachen, sinuidalen Verlauf (Maximum im März, Minimum im September). Die Amplitude ist beim weiblichen Geschlecht größer als beim männlichen und bei der Landbevölkerung größer als bei der Stadtbevölkerung.