Dtsch Med Wochenschr 1944; 70(25/26): 358-361
DOI: 10.1055/s-0028-1118933
Originalien

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Einseitige Hydronephrose und Hochdruck

F. Linder - z. Zt. Stabsarzt der Luftwaffe
  • Chirurgischen Universitätsklinik Breslau Damaliger. Direktor: Prof. K. H. Bauer
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
02. Juni 2009 (online)

Zusammenfassung

Nach Volhard steigert die in ihrer Durchblutung gestörte Niere durch Abgabe von vasoaktiven Stoffen auf hämatogenem Wege den Blutdruck. Dieser auch experimentell bewiesene Mechanismus kann schon bei einseitigen chirurgischen Nierenerkrankungen zum renalen Hochdruck führen, der dann durch Exstirpation der betreffenden Niere geheilt werden kann. Auch die Hydronephrose geht nach experimentellen Beobachtungen mit einer Störung der Nierendurchblutung einher und kann auf humoralem Wege eine Blutdrucksteigerung bewirken. Es wird deswegen die bei einem 24jährigen Apoplektiker post mortem gefundene Hydronephrose in ursächlichen Zusammenhang mit seiner Hypertonie gebracht. Da die zur Hydronephrose führenden Arterien hochgeradig verengt waren, wird am Hund die Blutdruckwirkung einer einseitig gedrosselten Niere mit nachfolgender Ureterunterbindung untersucht und kein weiterer Druckanstieg, sondern eher ein Absinken gefunden. Für die extrem hohen Blutdruckwerte unseres Hydronephroseträgers werden sekundäre Gefäßveränderungen (Arteriolosklerose) in der „gesunden” Niere verantwortlich gemacht, die auch dort zu einer Durchblutungsstörung geführt haben und als Folge des erhöhten Drucks und nephrotoxischer Substanzen aus der Sackniere vielleicht infolge einer besonderen konstitutionellen Empfindlichkeit des Gefäßsystems aufgetreten sind. Das Fehlen einer derartigen Disposition könnte das Vorkommen zahlreicher Hydronephrosen ohne Blutdrucksteigerung erklären, bei denen in Analogie zum einseitig gedrosselten Hund ein Hochdruck nur temporär und daher klinisch unerkannt geblieben sein kann. Das Vorhandensein hochgradiger sekundärer Gefäßveränderungen in der zweiten Niere kann die Aussichten auf Unterbrechung des renalen Hochdruckmechanismus durch Exstirpation der primär erkrankten Niere zunichte machen. Gerade bei jugendlichen Hypertonikern ist daher zum Ausschluß eines einseitig bedingten renalen Hochdrucks eine möglichst frühzeitige urologische Untersuchung notwendig, um noch rechtzeitig operative Heilung bringen zu können.