Dtsch Med Wochenschr 1948; 73(17/20): 208-210
DOI: 10.1055/s-0028-1118103
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Über die Zunahme der subakuten bakteriellen Endokarditis

J. Alslev
  • Medizinischen Klinik der Universität Kiel (Direktor: Prof. Dr. H. Reinwein)
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Publication Date:
02 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Betrachtet man die Endokarditis schlechthin als Ausdruck der Auseinandersetzung des reaktionsbereiten, sensibilisierten Endokards mit körperfremden Noxen oder pathogenen Keimen und setzt man außerdem die jeweilige Widerstandsfähigkeit des Organismus mit in Rechnung, so wird verständlich, daß die rein ätiologische Einteilung der Endokarditis der Klinik für das Erscheinungsbild eine manchmal nicht voll befriedigende Einteilung gibt, da bei gleichem Erreger infolge der großen Unterschiede der Reaktionslage ein klinisch völlig verschiedener Verlauf resultieren kann. Andererseits erklären diese Bedingungen, warum bei verschiedenen Erregern ein durchaus ähnliches klinisches Bild auftreten kann. Aus einer rheumatischen Endokarditis kann bei stärkerem Absinken der Widerstandskraft und infolge vermehrter Exposition eine bakterielle Endokarditis entstehen. Aber auch ohne vorausgegangene rheumatische Endokarditis kann es infolge fortgesetzter, das Endokard sensibilisierender Infekte und bei allgemeiner Herabsetzung der Widerstandsfähigkeit zur Ausbildung einer bakteriellen Endokarditis kommen. Auf die infolge der heutigen äußeren Umstände häufigere Infektionsmöglichkeit bei stärkerer allgemeiner Widerstandslosigkeit möchten wir die von uns beobachtete Zunahme der subakuten bakteriellen Endokarditis nach dem letzten Krieg zurückführen. Unsere bisherigen therapeutischen Erfahrungen zeigen, daß bei voll ausgeprägtem Krankheitsbild, insbesondere im Stadium embolicum, unsere Behandlungsmaßnahmen einschließlich des Penicillins ohne Erfolg blieben. Da wir jedoch eine gewisse Beeinflussung der bakteriellen Infektion durch das Penicillin sahen, wird vielleicht eine im Frühstadium der Erkrankung einsetzende Therapie mehr Aussicht auf Heilung bieten. Besser jedoch als jede Therapie ist eine Prophylaxe der Erkrankung durch allgemein bessere Lebensbedingungen und eine möglichst restlose Ausheilung der, der subakuten bakteriellen Endokarditis häufig vorausgehenden, akuten Polyarthritis rheumatica.

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