Dtsch Med Wochenschr 1952; 77(31/32): 953-956
DOI: 10.1055/s-0028-1117121
Therapie

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Klinische Erfahrungen mit Nor-Adrenalin bei der Periduralanästhesie

Heinz Kalweit
  • Urologischen. Abt. des St.-Hedwig-Krankenhauses zu Berlin (Chefarzt: Professor Dr. F. Hüdepohl)
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Publikationsdatum:
05. Mai 2009 (online)

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Zusammenfassung

1. Die Anwendung von Aktamin (1-Nor-Adrenalin) als intravenöse Dauertropfinfusion ermöglicht eine beliebige Steuerung des Blutdruckes nach den Erfordernissen des Kreislaufzustandes und der Operation. Dies ist besonders wichtig bei Hypertonikern mit starker Kreislauflabilität.

2. Durch den schnellen Abbau des Aktamin im Körper wird eine kumulative Wirkung verhindert. Eine Sensibilitätsänderung des Organismus durch wiederholte oder längere Verabreichung von Aktamin wurde nicht beobachtet.

3. Die bei Drucksteigerung eintretende Pulsverlangsamung bedeutet eine weitgehende Schonung für das Herz.

4. Die beliebige Blutdruckerhöhung während der Operation gestattet eine sorgfältige Blutstillung und verhütet somit indirekt postoperative Nachblutungen.

5. Durch die exakte Kreislaufregulierung mit Aktamin kann im Interesse einer ausgiebigen Anästhesiewirkung ein höheres Rückenmarksegment zum Anlegen der Periduralanästhesie gewählt werden; die vermehrte Ausschaltung von vasopressorischen Nerven läßt sich in jedem Fall kompensieren.

6. Subkutane Infusionen von Aktaminlösungen 1 : 500 000 bis 1:1 Million ergeben auch unter Mitverwendung von Kinetin (Hyaluronidase) keine ausreichende Kreislaufwirkung. Für die Periduralanästhesie und zur Verhütung von Operationszwischenfällen ist diese Methode — zumindest bei Verwendung hoher Verdünnungen — nicht geeignet.

7. Mit der subkutanen Injektion von Aktamin zu Beginn der Periduralanästhesie lassen sich ähnliche Wirkungen wie mit anderen kreislaufwirksamen Substanzen auf den systolischen Blutdruck erzielen.

8. Nach periduraler Injektion blutdruckwirksamer Aktamindosen in Pantocainlösung erfolgt während der Anästhesie ein wesentlich geringerer Blutdruckabfall, als er bei subkutaner Anwendung beobachtet wird. Durch diese Applikationsart wird auch die lokale, resorptionsverzögernde Wirkung des Aktamin ausgenutzt, so daß ein Adrenalinzusatz zum Pantocain entfällt. Es traten in keinem Fall Anzeichen von Hypotonie, Übelkeit, Schweißausbruch, Angstgefühl usw. auf. Diese Methode eignet sich zur routinemäßigen Anwendung.