Dtsch Med Wochenschr 1952; 77(21): 676-677
DOI: 10.1055/s-0028-1116059
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Schwere allergische Reaktionen gegen p.-Aminosalizylsäure

Wilhelm Kniest
  • Therapeutikum der Universitäts-Kinderklinik Jena (Vorstand: Professor Dr. J. Ibrahim)
Further Information

Publication History

Publication Date:
23 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Zusammenfassend läßt sich sagen, daß auch bei langdauernder PAS-Behandlung schwere toxische Nebenwirkungen im allgemeinen selten sind. Gestützt auf zwei eigene Beobachtungen müssen wir jedoch auf das Auftreten schwerster Arzneimittelüberempfindlichkeiten gegen PAS aufmerksam machen. Nach einer allmählichen Sensibilisierung in einer Latenzzeit von drei bis vier Wochen kam es zu einem staffelförmigen Temperaturanstieg, dem nach ein bis zwei Tagen ein urtikarielles bzw. skarlatiniformes Exanthem folgte. Nachdem die Sensibilisierung aufgetreten war, kam es bei der Wiederberührung mit der PAS zu schwersten akuten anaphylaktischen Reaktionen, gekennzeichnet durch hohe Temperaturen, ausgedehnte Exantheme mit nachfolgender vollständiger Schuppung. Außerdem traten periphere Lymphknotenschwellungen, Quinkesche Ödeme, asthmatische Erscheinungen, Diarrhöen, Kollapserscheinungen und petechiale Blutungen auf. Das Blutbild zeigte während der anaphylaktischen Reaktion eine erhebliche Leukozytose mit einem Anstieg der Lymphozyten und Eosinophilen. Zeichen einer Unverträglichkeit gegenüber PAS mit Appetitstörungen, Erbrechen und Diarrhöen hatten zuvor nicht bestanden. Die Überempfindlichkeit gegen PAS wurde durch die Läppchenprobe bestätigt. Auftreten und Stärke der Reaktion zeigen weitgehende Abhängigkeit von einer konstitutionellen allergischen Diathese; auf die besondere Bedeutung einer exakten Allergieanamnese im Rahmen der PAS-Therapie wird daher hingewiesen.