Zusammenfassung
Unter 21 wegen Poliomyelitis acuta ant. eingelieferten Patienten befanden sich 5,
bei denen sich hepatolienale Erscheinungen mit Leber- und Milzvergrößerung nachweisen
ließen, die nach wenigen Tagen bzw. Wochen wieder schwanden.
Bei diesen Fällen kam es 2mal auch zu einem Ikterus. Die Leberpunktion zeigte in einem
Fall eine Aktivierung der Kapillarwandzellen und stellenweise periportale Infiltrate
ohne Einbruch in die Läppchen und ohne Leberzellschädigung.
Die Leberfunktionsproben (Bilirubin im Serum, Gros, Takata, Thymol, Formolgel) waren,
abgesehen von der Erhöhung des Bilirubins im Serum und einer geringen Senkung der
Gros-Werte während der hepatolienalen Erscheinungen, nicht krankhaft beeinträchtigt.
In 2 Fällen fand sich gleichzeitig ein Blutbild mit Vermehrung der retikulären Elemente.
Es wird die Meinung vertreten, daß die Poliomyelitis acuta anterior keine ausschließliche
Erkrankung des Nervensystems ist. Ihr Verhalten wird in Parallele gesetzt mit anderen
Viruskrankheiten, wie Hepatitis epidemica, infektiöser Mononukleose, Parotitis epidemica,
die zwar ein Organ vorwiegend, aber nicht ausschließlich befallen und bei denen neben
den üblichen Verlaufsformen auch Erkrankungen anderer Organsysteme, insbesondere auch
des Nervensystems, beobachtet werden.