Dtsch Med Wochenschr 1965; 90(17): 767-771
DOI: 10.1055/s-0028-1111415
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Warum übersehen wir Myokardinfarkte?

Bericht über 164 autoptisch kontrollierte Fälle1 Why are myocardial infarctions not diagnosed in life?M. Eisner, W. Schweizer
  • Kardiologischen Abteilung (Leiter: Prof. Dr. W. Schweizer) der Medizinischen Universitätsklinik Basel/Schweiz (Vorstand: Prof. Dr. F. Koller) und aus der Pathologisch-Anatomischen Anstalt der Universität Basel/Schweiz (Vorstand: Prof. Dr. A. Werthemann)
1 Nach einem am 22. Juni 1964 im Bürgerspital Basel gehaltenen Vortrag.
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
15. April 2009 (online)

Preview

Zusammenfassung

1958—1961 wurde bei 164 Patienten post mortem ein Myokardinfarkt gefunden, der intra vitam der Diagnose entgangen war. Die Gründe hierfür retrospektiv aufzudecken, war das Ziel dieser Arbeit. — Es ergab sich, daß der Myokardinfarkt, vor allem alte diaphragmatische Infarkte, bei einem Teil der Fälle tatsächlich unerkennbar gewesen waren. Die Unmöglichkeit einer Befragung wegen Bewußtseinsstörung des Patienten und das Fehlen diagnostisch verwertbarer Veränderungen des Elektrokardiogramms waren hierfür die hauptsächlichen Gründe.— Es zeigte sich jedoch auch, daß der Myokardinfarkt in anderen Fällen tatsächlich hätte festgestellt werden können, wenn folgende Tatsachen Beachtung gefunden hätten: 1. Der Myokardinfarkt gehört zu den häufigen Ursachen der akuten Insuffizienz der linken Kammer, der chronischen biventrikulären Herzinsuffizienz, des Kollaps und der Pericarditis acuta. 2. Der Myokardinfarkt kann, ohne je einen Schmerz längerer Dauer verursacht zu haben, lediglich eine Angina pectoris auslösen. 3. Der Myokardinfarkt ist die häufigste Ursache kardialer Komplikationen bei Patienten mit Angina pectoris chronica. 4. Der Myokardinfarkt kann im Schatten einer die Aufmerksamkeit voll beanspruchenden Hauptkrankheit ablaufen. Er kann auch bei einer Herzkrankheit nicht koronarer Ätiologie als zweite Herzkrankheit eintreten. 5. Die Diagnose des Myokardinfarktes erfordert oft die tägliche Registrierung eines Elektrokardiogramms und die tägliche Bestimmung der Serum-Glutamat-Oxalacetat-Transaminase während mehrerer Tage. 6. Der Myokardinfarkt kann elektrokardiographisch unter Umständen ausschließlich anhand einer typischen Veränderung einer ventrikulären Extrasystole oder des Kammerkomplexes bei Schenkelblock oder durch eine Deviation von AQRS nach links erkannt werden. Er verursacht unter Umständen lediglich einen Serum-Glutamat-Oxalacetat-Transaminase-Anstieg innerhalb jener Grenzen, die wir als Normalbereich betrachten.

Summary

Between 1958 and 1961 necropsies discovered 164 cases of myocardial infarction which had remained undiagnosed during life. The reasons for this were analysed retrospectively. In some of the cases the infarct was indeed impossible to detect, especially old ones of the diaphragmatic aspect of the left ventricle. The main reasons for non-diagnosis were (1) inability to question patients about their symptoms because they were unconscious and (2) because the electrocardiogram (ECG) had non-specific or no changes. In other cases the diagnosis of myocardial infarctions could have been made if the following consideration had been kept in mind: (1) myocardial infarction is a frequent cause of acute left ventricular failure, of chronic bilateral failure, of collapse, or of acute pericarditis; (2) it may cause only angina without long-lasting pain; (3) it is the most frequent complication in patients with chronic angina; (4) it may be overshadowed by another major illness (it may occur in combination with another form of heart disease, one not involving the coronary arteries); (5) it may require serial, often daily, ECGs and serum glutamic-oxalacetic transaminase determinations over several days to confirm the diagnosis; (6) it may be diagnosed in certain circumstances (when there are no typical changes) in the ECG from ventricular premature systoles or ventricular complexes in the presence of bundle branch block or leftward axis deviation; and (7) it may occasionally cause as the only abnormality a rise in serum glutamic-oxalacetic transaminase level which is still, however, within the normal range.

Resumen

¿Por qué pasan inadvertidos los infartos del miocardio?